Wellenoptik und Beugung

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=4|Abschnitt=4}} Kategorie:Elektrodynamik __SHOWFACTBOX__


Betrachte Ausbreitung elektromagnetischer Wellen bei gegebenen lokalisierten Quellen

ρ(r¯,t) und j¯(r¯,t)

und bei vorgegebenen Leitern

Lα

im Vakuum:


Ziel

ist die Berechnung des Wellenfeldes im Außenraum V

Anwendung: Radiowellen

λ=1104

m Radar Optik

λ=400800nm

-> Beugung

Rückführung auf Randwertaufgabe

Lösung der inhomogenen Wellengleichungen in Lorentzeichung ( Potenzialgleichungen) ( vergleiche dazu 1.6 in der Elektrostatik)

#Φ(r¯,t)=ρε0#A¯(r¯,t)=μ0j¯

Zu vorgegebenen Ladungen und Strömen. Gleichzeitig haben wir Randbedingungen auf

Lα

und schließlich die Kausalitätsbedingung ( Ausstrahlungsbedingung) -> Retardierung, § 4.2

Annahme:

ρ(r¯,t)=ρ(r¯)eiωtj¯(r¯,t)=j¯(r¯)eiωt

Dies sollte wegen Fourier- Zerlegung bei periodischer Erregung beliebiger Art grundsätzlich möglich sein.

Φ(r¯,t)=Φ(r¯)eiωtA¯(r¯,t)=A¯(r¯)eiωt

eingesetzt in die Wellengleichung

#Φ(r¯,t)=ρε0=(Δ1c22t2)Φ(r¯,t)(Δ+k2)Φ(r¯)=ρ(r¯)ε0k:=ωc

Mit der Greenschen Funktion der Wellengleichung

#Φ(r¯,t)=ρε0
#G(r¯r¯´,tt´)=δ(r¯r¯´)δ(tt´)

Haben wir formal sofort die allgemeine Lösung:

Φ(r¯,t)=d3r´tdt´ρ(r¯´,t´)ε0G(r¯r¯´,tt´)=d3r´tdt´ρ(r¯´)ε0eiωt´G(r¯r¯´,tt´)tt´:=τtdt´eiωt´G(r¯r¯´,tt´)=tdt´eiωt´G(r¯r¯´,τ)=[0dτeiωτG(r¯r¯´,τ)]eiωt:=G~(r¯r¯´)eiωt0dτeiωτG(r¯r¯´,τ):=G~(r¯r¯´)

Somit kann die periodische Zeitabhängigkeit absepariert werden:

Φ(r¯)=d3r´G~(r¯r¯´)ρ(r¯´)ε0mit(Δ+k2)G~(r¯r¯´)=δ(r¯r¯´)

Problem: Die Randbedingungen für

Φ(r¯),A¯

sind im stationären Fall nicht bekannt, sondern müssen selbstkonsistent bestimmt werden. Man kann das Problem jedoch mit Hilfe des Greenschen Satzes umformulieren:

Skalare Kirchhoff- Identität

( eine notwendige, nicht hinreichende Bedingung für Lösung):

Skalar: Wir beschreiben keine Polarisationseffekte !!! Alle Polarisationseffekte sind vernachlässigt. Das hat man unter dem Begriff Skalar an dieser Stelle zu verstehen !

Weiter: Greenscher Satz:

Vdf¯(ϕΨΨϕ)=Vd3r(ϕΔΨΨΔϕ)

Setze:

Ψ(r¯)=G~(r¯r¯´)ϕ(r¯)=Φ(r¯)

Dabei sei das Potenzial als Lösung angenommen:

Vdf¯(Φ(r¯)G~(r¯r¯´)G~(r¯r¯´)Φ(r¯))=Vd3r(Φ(r¯)ΔG~(r¯r¯´)G~(r¯r¯´)ΔΦ(r¯))ΔG~(r¯r¯´)=δ(r¯r¯´)k2G~(r¯r¯´)ΔΦ(r¯)=ρε0k2Φ(r¯)Vd3r(Φ(r¯)ΔG~(r¯r¯´)G~(r¯r¯´)ΔΦ(r¯))=Φ(r¯´)Vdf¯(G~(r¯r¯´)Φ(r¯)Φ(r¯)G~(r¯r¯´))=Φ(r¯´)

Also:

Φ(r¯´)=Vdf¯(G~(r¯r¯´)Φ(r¯)Φ(r¯)G~(r¯r¯´))r¯´V

Dabei ist

Φ(r¯´)

im inneren von V durch

Φ und Φ

auf dem Rand festgelegt, falls die Greensfunktion

G~(r¯r¯´)

bekannt ist

Freier Raum: Greensfunktion des unendlichen Raumes:

Randbedingung

limrG~(r¯r¯´)=0
  • Retardierte Potenziale ( Vergl. § 4.2):
G(r¯r¯´,τ)={14π|r¯r¯´|δ(τ|r¯r¯´|c)τ>00τ<0

Somit:

G~(r¯r¯´)=0dτG(r¯r¯´,τ)eiωτ=eik|r¯r¯´|4π|r¯r¯´|k:=ωc

Es folgt für das Potenzial:

Φ(r¯,t)=d3r´G~(r¯r¯´)eiωtρ(r¯´)ε0=d3r´eik|r¯r¯´|4π|r¯r¯´|eiωtρ(r¯´)ε0Φ(r¯,t)=d3r´ei(k|r¯r¯´|ωt)4π|r¯r¯´|ρ(r¯´)ε0

beschreibt eine Überlagerung auslaufender Kugelwellen-> Lösung als Entwicklung in Kugelwellen. ( Ausstrahlbedingung, Konsequenz der Kausalität).

Mit

R¯:=r¯r¯´

lautet die Kirchhoff- Identität:

Φ(r¯´,t)=14πVdf¯R[eikRRrΦ(r¯)Φ(r¯)reikRR]reikRR=eikRR(ik1R)r¯r¯´|r¯r¯´|

Dazu eine Grafik:


Mittels

df¯r¯r¯´|r¯r¯´|=dfcosϑ

und über Beschränkung auf Fernzone von

V

, also R >> 1/k gilt:


Φ(r¯´,t)=14πVdfR[nΦ(r¯)ikΦ(r¯)cosϑ]eikRR

Mit der richtungsabhängigen Amplitude

[nΦ(r¯)ikΦ(r¯)cosϑ]

und der Kugelwelle

eikRR

. Beides zusammen ergeben sogenannte Sekundärwellen.

Insgesamt ist dies die exakte ( mathematische) Formulierung des Huygensschen Prinzips ( jeder Punkt an der Oberfläche des Hindernisses ist Ausgangspunkt einer Kugelwelle). deren phasengerechte Überlagerung ergibt dann das Wellenfeld in r´

b) Greensfunktion zu Randbedingungen

G~(r¯r¯´)|r¯Vr¯´V=0
Φ(r¯´)=Vdf¯Φ(r¯)rG~(r¯r¯´)

Die neue Greensfunktion unterscheidet sich von der alten nur durch eine additive Lösung g der homogenen Wellengleichung:

G~(R¯)=g(R¯)+14πeikRR(Δ+k2)g=0

Mit Randbedingung

g|V=14πeikRR|V

Beispiel für die Konstruktion von

G~(R¯)

Ebener Schirm:

Spiegelladungsmethode:

Hinter dem Schirm wird die Halbkugel im UNENDLICHEN geschlossen.

Hinter dem ebenen Schirm wenden wir die Spiegelladungsmethode an:

G~(r¯r¯´)=14π(eik|r¯r¯´||r¯r¯´|eik|r¯r¯´´||r¯r¯´´|)rG~(r¯r¯´)=14π(reik|r¯r¯´||r¯r¯´|reik|r¯r¯´´||r¯r¯´´|):=14π(reikRRreikR´´R´´)

Dieser Gradient wurde einige Seiten vorher bereits gelöst:

rG~(r¯r¯´)=14π(reik|r¯r¯´||r¯r¯´|reik|r¯r¯´´||r¯r¯´´|):=14π(reikRRreikR´´R´´)=14π(eikRR(ik1R)r¯r¯´|r¯r¯´|eikR´´R´´(ik1R´´)r¯r¯´´|r¯r¯´´|)

Mit

R=R´´df¯r¯r¯´|r¯r¯´|=df¯r¯r¯´´|r¯r¯´´|=+dfcosϑdf¯rG~=df12πeikRR(ik1R)cosϑ

Für

λ<<R

( Fernzone):


Φ(r¯´)=Vdf¯Φ(r¯)rG~(r¯r¯´)=iλFdfΦ(r¯)eik|r¯r¯´||r¯r¯´|cosϑ

Zur Konstruktion der Lösung müssen die Randwerte

Φ(r¯)|F

erraten werden.

Kirchhoffsche Näherung

Beugung an Blenden B in einem ebenen Schirm:

Annahme:

Φ(r¯)|S=0

Das Potenzial verschwindet auf dem Schirm ( leitender Schirm)

Φ(r¯)|B=eikRQRQ

freie einfallende Welle -> Kugelwellen in der Blende

Ro rage dabei zum Schwerpunkt der Blende

Φ(r¯´)=iλBdfeik|R+RQ|RRQcosϑcosϑconst.

Der Winkel ist näherungsweise konstant für kleine Blenden:

λ<<d
R¯=r¯r¯´R¯Q=r¯r¯Qdf=d2r

Somit:

Φ(r¯´)=iλcosϑ0R0R0QBdfeik|R+RQ|cosϑconst.

im schnell oszillierenden Exponenten darf man R und RQ nicht so ohne weiteres durch Ro / RQo ersetzen !

  • typisches Näherungsverfahren in Fernfeldoptik

Grenzfälle

  1. Fraunhofersche Beugung ( Fernzone:
  2. λ<<d<<R
  3. )

Setze

R¯=R¯0+s¯
R2R02+2R¯0s¯
RR0+α¯s¯α¯:=R¯0R0

Analog:

RQR0Q+α¯0s¯α¯0:=R¯0QR0Q
Φ(r¯´)iλeik(R0+R0Q)cosϑ0R0R0QBd2seik(α¯+α¯0)s¯

Fresnelsche Beugung ( Mittelzone:

λ<<Rd

hier:

R2=R02+2R¯0s¯+s2

nicht genähert !!

Beispiel: Fraunhofersche Beugung am Spalt ( eindimensional):


Bei senkrechtem Einfall gilt:

α¯0s¯=0
Φ(r¯´)=Cd/2d/2ds1eikαs1α:=sinϑ0α¯s¯=s1sinϑ0Φ(r¯´)=Cikα(eikαd2eikαd2)Φ(r¯´)=Cdsin(kαd2)kαd2

Die Spaltfunktion, Fouriertransformierte der Rechteckfunktion ( Blende)


Wir finden Beugungsminima bei den Nullstellen des Sinus ( Außer in der Mitte), also

sinϑ0=nλd

ebenso ( als ÜBUNG !!!) können dann Beugung am Gitter und an kreisförmigen Blenden berechnet werden.

Einwurf: 1. Der holografische Prozess

    1. Aufzeichnung und Rekonstruktion

Lichtintensität einer Lichtwelle:

I(x,y)=|O(x,y)|2=O(x,y)O*(x,y)
  • Phaseninformationen gehen verloren
  • Idee: Phaseninfo durch Interferenz aufzeichnen
  • Lösung mittels eines Zweistufenprozesses: Aufzeichnung und Rekonstruktion
  • Kohärenz erforderlich
  • monochromatisches Licht
  • unpolarisiertes Licht

1. Schritt: Die Aufzeichnungsphase

  • Problem: Speichern komplexer Funktionen in einem reellen Medium
  • Überlagerung der Objektwelle
O(x,y)=|O(x,y)|exp(iφO(x,y))
  • Mit einer Referenzwelle
R(x,y)=|R(x,y)|exp(iφR(x,y))
  • Auch in diesem Fall werden nur Intensitäten gespeichert. Doch diese sind nun:
I(x,y)=|O(x,y)+R(x,y)|2=|O|2+|R|2+OR*+O*R
I(x,y)=|O|2+|R|2+2ROcos[φR(x,y)φO(x,y)]
  • Diese Intensitätsverteilung kann verstanden werden als " Hologrammfunktion" oder "Aperturefunktion"
  • Planare Wellen: Fraunhofer Hologramme
  • Divergierende Wellen: Fresnelhologramme
  • Im obigen Bild dargestellt: Trägerfrequenzholografie
  • Eigentliche Holografie: ohne Trägerfrequenz: Referenzstrahl, in den auch das Objekt gestellt wird.
  • Dabei überlagern sich jedoch mehrere Ordnungen.
  • Generell: verschiedenste Aufzeichnungstechniken:
  • Trägerfrequenzholografie ( wie oben)
  • Denisyukhologramm

2. Schritt: Rekonstruktionsphase

  • Gleiche Wellenlänge wie bei Aufzeichnung rekonstruiert das Objekt
  • Ansonsten: Verzerrung
  • Beugung durch Hologrammstrukturen vergleichbar mit Gitter
  • Motivation: Gittergeister an Gitterspektrographen
  • Das Gitter kann als leeres Hologramm verstanden werden ( Überlagerung zweier ebener Wellen)
  • Die Hologrammfunktion / Aperturefunktion ( bei optischen Hologrammen eine Intensitätsfunktion -> reell) moduliert dabei die einfallende Rekonstruktionswelle:


O´=RI(x,y)=R(|O|2+|R|2)+O|R|2+RRO*
  • Zu beachten: komplexe Funktionen

Fresnel- und Fourier- Hologramme

  • Wesentlich für Fourier- Hologramme: Aufzeichnung mittels ebener Wellen
  • Linse
  • Objekt in weiter Entfernung
  • Wesentlich für Fresnelhologramme: Die Objektwelle ist eine Kugelwelle. Das Objekt muss sich also in der Nähe der Hologrammebene befinden.
  • Fouriernäherung des Beugungsintegrals
  • Fresnel- Näherung des Beugungsintegrals
    1. Grundlagen der Beugung
  • Das Beugungsintegral beschreibt die Lichterregung in der Beobachtungsebene.
  • Keine Berücksichtigung der Polarisation
  • Voraussetzung: kohärente Beleuchtung
  • Die einfallende Welle wird mit der Aperturefunktion A(x1, y1) ( z.B. Amplitudentransparenz einer Blende oder Phasenaddition durch ein Phasenobjekt) multipliziert und dann über den gesamten Raum integriert.
  • Fällt das Licht durch ein Hologramm, so muss in die Gleichungen die entsprechende Funktion der Lichttransmission, die das Hologramm beschreibt, gesetzt werden ( Hologramm-/ Aperturefunktion).
  • Ausgangspunkt:

Helmholtz- Gleichung

(2+k2)U(r¯)=0 mit U(r¯)=eik¯r¯o1ro1
  • lauter Kugelwellen in x1/y1
O(xo,yo)~A(x1,y1)U(r¯)dx1dy1
~1zeikrA(x1,y1)dx1dy1
  • Komposition des Objekts durch Interferenz aufgrund von Phasenunterschieden im Raum hinter der Blende

Reihenentwicklung des Abstandes als Näherung:

r=(xox1)2+(yoy1)2+z2
z[1+(xox1)2+(yoy1)22z2]

Fresnel- Näherung:

  • Die Hologrammfunktion / Aperturfunktion kodiert das Fresnelsche Beugungsbild
O(xo,yo)~eikzzA(x1,y1)eiπλz[(xox1)2+(yoy1)2]dx1dy1

Fraunhofer- Näherung:

  • Aufzeichnung allgemein mit Linse
  • Zur Aufzeichnung: ebene Welle erforderlich


  • Das Integral entspricht einer Fouriertransformation der Hologrammfunktion/ Aperturefunktion

Aufzeichnung:


1.3 Beispiele: Einfach- und Doppelspalt

Hintergrund

  • Laufstreckenunterschiede von kohärenten Lichtstrahlen bestimmen Interferenzerscheinungen

Fernfeldnäherungen/ Fouriernäherungen:

  • Für schmalen Doppelspalt gilt:
dφ(P)=kds=k(r2r1)ksinθa=2πsinθaλ
sinθa=mλ

als Maximabedingung

Sofort ersichtlich:

  • Variation des Spaltabstands variiert Phase
  • Variation der Spaltbreite variiert Amplitude
  • Breiter Spalt: Interferenz der Strahlen untereinander
  • 1. Strahl <-> n/2 +1 , 2. Stahl <-> N/2 + 2

sinθb=mλ

als Minimabedingung

Der Einfachspalt:

Amplitudenverteilung bei Einzelspalt:

O~sinc(k2bsinθ)

entspricht Feldverteilung des E-Feldes:

E~sinc(k2bsinθ)


I(θ)=Iosinc 2 (k2bsinθ)

2. Doppelspalt mit endlicher Spaltbreite/ Minimalgitter:


  • Lösung Gesamtproblem: Reihe von Beugungsintegralen

Amplitudenverteilung bei Einzelspalt:

E~sinc(k2bsinθ)
  • Entspricht den Beugungserscheinungen an einer Periode

Amplitudenverteilung bei mehreren schmalen Spalten/ Vielstrahlinterferenz:

E~{sin(Nka2sin(θ))sin(ka2sin(θ))}
I(θ)=Iosinc2(k2bsinθ){sin(Nka2sin(θ))sin(ka2sin(θ))}2
  • Der Abstand der Spalte ist immer größer als die Breite: a>b
  • Die Interferenzstreifen aus Spaltbreite modulieren mit niedriger Frequenz
  • Interferenzstreifen aus Spaltanzahl modulieren mit hoher Frequenz
  • Für schmale Spalte: Kammfunktion