Der Satz von Liouville

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=4|Abschnitt=5}} Kategorie:Mechanik __SHOWFACTBOX__



Lösung der Differenzialgleichung

x¯˙:=Ax¯=JH¯,x


x¯(t,t0,x¯0)=:Φ¯t,t0(x¯0)

Definition: Fluß im Phasenraum

to und xo beschreibt die Anfangskonfiguration und Phi den Fluß.

Der Fluß beschreibt dabei die Zeitentwicklung der Anfangskonfiguration:


Φ¯t,t0(x¯0):ΓΓx¯0(t0)x¯(t)


Dies entspricht einer Kurvenschar, die durch die Zeit parametrisiert ist:

Beispiel: eindimensionaler harmonischer Oszi:


(q,p)Γq˙=pp˙=ω02qx¯˙=Ax¯A=(01ω020)


Die Lösung lautet:


x¯(t)=Φ¯tt0(x¯0)=exp[(tt0)A]x¯0


Dies ist also gerade das Exponenzial der Matrix.

Aufschluss liefert eine Reihenentwicklung:


x¯(t)=n[(tt0)A]nn!x¯0=[1cosω0(tt0)+Aω0sinω0(tt0)]x¯0=(cosω0(tt0)1ω0sinω0(tt0)ω0sinω0(tt0)cosω0(tt0))x¯0


Beweis:


A2=(01ω020)(01ω020)=ω021A2n=(1)2nω02n1A2n+1=(1)nω02n+11ω0A


Als Ergebnis erhalten wir, dass alle Phasenpunkte mit gleicher, konstanter Winkelgeschwindigkeit wo, rotieren: Ein Ensemble von Anfangskonfigurationen Uto läuft zum Zeitpunkt Ut insbesondere nicht auseinander.

Das bedeutet, das Gebiet Uto wandert ohne Änderung der Form und Orientierung um den Nullpunkt:

Man erhält als markantes Ergebnis, dass das Phasenvolumen bei der Zeitentwicklung erhalten ist. Im Allgemeinen ändert sich zwar die Form, stets gilt jedoch der Liouvillesche Satz:

Bei der Hamiltonschen Zeitentwicklung ist das Phasenvolumen erhalten (auch seine Orientierung). Der Fluß im Phasenraum ist also divergenzfrei.

Beweis (integrale Form):

Gegeben sei eine Menge von Anfangskonfigurationen (to), die das Phasenraumgebiet Uto mit dem Volumen Vto ausfüllen:


Vto=Utod2fx0

Bei t:

Vt=Utd2fx0=Ut0d2fx0det(xx0)=Ut0d2fx0det(DΦt,t0(x¯0))


Mit der Jacobi- Matrix:


(DΦt,t0(x¯0))ik:=Φit,t0(x¯0)x0k=xix0k


Dies kann für Zeiten nahe t0 reihenentwickelt werden:


Φt,t0(x¯0)=x¯0+F¯(x¯0,t)(tt0)+O((tt0)2)F¯(x¯0,t)=JH¯,x=(HpHq)


Somit folgt:


Φit,t0(x¯0)x0k=δik+F¯i(x¯0,t)x0k(tt0)+O((tt0)2)


Mit Hilfe

det(1+Bε)=1+εtr(B)+O(ε2)

folgt:


det(DΦt,t0)=|Φit,t0(x¯0)x0k|=1+(tt0)i=12fF¯i(x¯0,t)x0i(tt0)+O((tt0)2)i=12fF¯i(x¯0,t)x0i=divF¯=qHppHq=0


Der Fluß im Phasenraum ist also divergenzfrei. Dann folgt jedoch für die Jacobideterminante:


det(DΦt,t0)=|Φit,t0(x¯0)x0k|=1+O((tt0)2)1


Vt=Ut0d2fx0det(DΦt,t0(x¯0))=Ut0d2fx0(1+O(tt0)2)Vt0


Nebenbemerkung:

Der Satz von Liouville kann auch in der LOKALEN Form formuliert werden:

Für den Fluß

Φt,t0 zu x¯˙:=JH¯,x ist DΦt,t0

eine symplektische Matrix, das heißt

det(DΦt,t0)=1.


Das bedeutet, das Volumenelement

dx1...dx2f

im Phasenraum ist unter dem Fluß invariant:


dx1...dx2f=Det(DΦ)dx01....dx02f=dx01....dx02f


Beispiel: eindimensionaler harmonischer Oszi

xi(t)=k=12Pikx0kP=(cosω0(tt0)1ω0sinω0(tt0)ω0sinω0(tt0)cosω0(tt0))detP=cos2ω0(tt0)+sin2ω0(tt0)=1dx1dx2=(detP)dx01dx02=dx01dx02