Formaler Aufbau der Quantenmechanik

From testwiki
Revision as of 15:39, 12 September 2010 by *>SchuBot (Einrückungen Mathematik)
Jump to navigation Jump to search

{{#ask: |format=embedded |Kategorie:QuantenmechanikKapitel::2Abschnitt::!0Urheber::Prof. Dr. T. Brandes |order=ASC |sort=Abschnitt |offset=0 |limit=20 }} {{#set:Urheber=Prof. Dr. T. Brandes|Inhaltstyp=Script|Kapitel=2|Abschnitt=0}} Kategorie:Quantenmechanik __SHOWFACTBOX__


Ein Anfang der Quantenmechanik ist der Kommutator{{#set:Fachbegriff=Kommutator|Index=Kommutator}}

[x_,p_]=i
     (2.1)


mit den OperatorenOrtsoperator{{#set:Fachbegriff=Ortsoperator|Index=Ortsoperator}} x^(Ort) p^(ImpulsImpulsoperator{{#set:Fachbegriff=Impulsoperator|Index=Impulsoperator}}), einer Unschärferelation{{#set:Fachbegriff=Unschärferelation|Index=Unschärferelation}}

ΔxΔp2
     (2.2)


und quantenmechanischen Zuständen, die mit Wellenfunktionen, z.B. Ψ(x_)beschrieben werden. Diese Zustände sind Elemente eines Hilbertraums, auf dem die Operatoren der Messgrößen operieren.

Hilbertraum

Definition      (2.3)
Ein Hilbertraum{{#set:Fachbegriff=Hilbertraum|Index=Hilbertraum}} ist ein vollständiger unitärer Raum.
Definition      (2.4)
Ein Vektorraum mit Skalarprodukt Φ|Ψ und (induzierter)

Norm Ψ:=Ψ|Ψ heißt unitärer Raum{{#set:Fachbegriff=unitärer Raum|Index=unitärer Raum}}.

Definition      (2.5)
Eine Norm{{#set:Fachbegriff=Norm|Index=Norm}} eines komplexen Vektorraums V ist ein Abbildung V+, so dass für Ψ,ΦV gilt
  1. Ψ0,Ψ=0Ψ=0
  2. cΨ=cΨ,c
  3. Ψ+ΦΨ+Φ
Definition      (2.6)
Ein Skalarprodukt{{#set:Fachbegriff=Skalarprodukt|Index=Skalarprodukt}} eines Vektorraums V ist eine Abbildung (V,V), so dass für ψ,ϕ,χVgilt:
ψ|ψ0ψ+ϕ|χ=ψ|χ+ϕ|χψ|cϕ=cψ|ϕcψ|ϕ=ϕ|ψ*=ϕ|ψ
Definition      (2.7)
Ein Folge {Ψn}in einem normierten Raum heißt Cauchy-Folge{{#set:Fachbegriff=Cauchy-Folge|Index=Cauchy-Folge}}, falls ε>0N(ε) ganz so dass n,m>N(ε)ΨnΨm<ε.
Definition      (2.8)
Ein unitärer Raum, in dem jede Cauchy-Folge konvergiert heißt vollständigvollständiger unitärer Raum{{#set:Fachbegriff=vollständiger unitärer Raum|Index=vollständiger unitärer Raum}}.

Beispiele:

  1. Hilbertraum =n, n-dimensionaler komplexer Vektorraum mit Basis e_1=(100)e_2=(010)...e_n=(001).
  2. Hilbertraum Lder quadratintegrierbaren Wellenfunktionen eines Potentialtopfes mit unendlich hohen Wänden in 1 Dimension
Ψ(x_)

auf x[0,L],Ψ(0)=Ψ(L)=0

2mΨ'n(x)=EnΨn(x)
Basis
Ψn(x)=2Lsin(nπxL),En=(nπ)22mL2,n
     (2.9)


Skalarprodukt

Ψ|Φ=0LΨ*(x)Φ(x)dxΨn|Ψm=δmn

vergleich mit y_=n=1de_n|y_e_nky_n

(AUFGABE):

  1. Definiere ΦLmit Φ(x)=Nx(Lx)
  2. bestimme N so dass Φ=1
  3. Beweise die Formel π332=k=0(1)k(2k+1)3
  4. Beweise die Cauchy-Scharz Ungleichung{{#set:Fachbegriff=Cauchy-Scharz Ungleichung|Index=Cauchy-Scharz Ungleichung}} |α|β|αbfür |α,|β

Definition: {Ψn} vollständiges Orthogonalsystem{{#set:Fachbegriff=vollständiges Orthogonalsystem|Index=vollständiges Orthogonalsystem}} eins HR

Ψn|Ψn=δnn

und Φ=nΨn|ΦΨnΦ

     (2.10)



Satz (Parseval)

Φ=nΨn|ΦΨnΦ2=n|Ψn|Φ|2
     (2.11)

Bemerkung:

  • Vollständige „normierte Räume“ heißen BanachräumeBanachraum{{#set:Fachbegriff=Banachraum|Index=Banachraum}} (haben kein Skalarprodukt)
  • Mehr Details: Funktionalanalysis z.B. Bornstein/Senendajew Taschenbuch der Mathematik, ergänzende Kapitel

Dirac-Notation

Bequeme Notation für Ψ, Skalarprodukte Ψ|Φetc. eines Hilbertraum

Zustände{{#set:Fachbegriff=Zustände|Index=Zustände}} Φ|Φ
  1. „Ket“, „Dirac-Ket“
     (2.12)
  1. Skalarprodukt{{#set:Fachbegriff=Skalarprodukt|Index=Skalarprodukt}} von Ψ und ΦΨ|Φ=Φ|Ψ*
  2. VollständigkeitsrelationVollständigkeitsrelation{{#set:Fachbegriff=Vollständigkeitsrelation|Index=Vollständigkeitsrelation}} für Basis Ψn|n
|Φ=nn|Φ|n|Φ=n|nn|1_Φ
vollständige Eins{{#set:Fachbegriff=vollständige Eins|Index=vollständige Eins}}“
1_=|nn|
     (2.13)
  1. Dualraum{{#set:Fachbegriff=Dualraum|Index=Dualraum}} und Bra-Zustände

Dualraum *eines Hilbertraum : Raum aller linearen Funktionale

Ψ|:,|ΦΨ|Φ
     (2.14)

Vektor |Ψals Funktional Ψ|aufgefasst wie in (2.14) heißt „Dirac-Bra“ oder einfach „Bra“ Name von Ψbra|Φketengl. ‚bracket‘ Geometrische Interpretation im 3:

  1. |ΦialsKet{{#set:Fachbegriff=Ket|Index=Ket}}s: normale Vektoren
  2. Φi|alsBra{{#set:Fachbegriff=Bra|Index=Bra}}s: als Abbildung, z.B. Φ3|:|Φ3Φ3|ΦProjektion auf 3-Achse Φ1|,Φ2|,Φ3| Basis für Dualraum 3, d.h. jedes Funktional f| (Projektion) als Linearkombination c1Φ1|+c2Φ2|+c3Φ3|f|
  3. „Tricks“: Dirac-Notation sehr flexibel, z.B.
  4. Φ2=Φ|Φ=Φ|1_|Φ=nΦ|nn|Φ=n|n|Φ|2
  5. Einschieben der Eins{{#set:Fachbegriff=Einschieben der Eins|Index=Einschieben der Eins}}“

Operatoren in der Quantenmechanik

Definition: Ein linearer Operator{{#set:Fachbegriff=linearer Operator|Index=linearer Operator}} A^: ( Hilbertraum), erfüllt

A^(|Ψ+c|Φ)=A^|Ψ+cA^|Φ
     (2.15)

Beispiele:

  1. Ortsoperator{{#set:Fachbegriff=Ortsoperator|Index=Ortsoperator}}x^ Impulsoperator{{#set:Fachbegriff=Impulsoperator|Index=Impulsoperator}} p^=i_

für =L:x^:Ψ(x)xΨ(x)p^:Ψ(x)iΨ(x)

  1. n x n-Matrizen auf 2
2ist in der Tat der einfachste nichttriviale Hilbertraum, auf dem sich Quantenmechanik machen lässt! Beispiel Spin ½ , Pauli-Matrizen.

Definition Der Erwartungswert{{#set:Fachbegriff=Erwartungswert|Index=Erwartungswert}} eines Operators A^im Zustand |Ψist

A^Ψ:=Ψ|A^ΨΨ|Ψ:=Ψ|A^|ΨΨ|Ψ
     (2.16)
Definition      (2.17)
Matrixelement{{#set:Fachbegriff=Matrixelement|Index=Matrixelement}} eines Operators n|A^|m

Beispiele |nΨn(x)Wellenfunktion des eindimensionalen Oszillators, normiert.

A^=x^2

Dann ist x^n=Ψn*(x)x2Ψn(x)dx=x2|Ψ(x)|2Wahrscheinlichkeitsdichtedx

Definition      (2.18)
Der zu einem linearen Hilbertraum-Operator A adjungierte Operatoradjungierter Operator{{#set:Fachbegriff=adjungierter Operator|Index=adjungierter Operator}} A+ ist definiert durch
Ψ|AΦ=A+Ψ|ΦΨ,Φ
Definition      (2.19)
Ein linearer Operator heißt hermitesch{{#set:Fachbegriff=hermitesch|Index=hermitesch}} (selbstadjungiert{{#set:Fachbegriff=selbstadjungiert|Index=selbstadjungiert}})[1], A+=A wenn
Ψ|AΦ=AΨ|ΦΨ,Φ

Axiom: In der Quantenmechanik werden physikalische Messgrößen als Observable bezeichnet und durch selbstadjungierte Operatoren auf einem Hilbertraum dargestellt.

  • Energie Hamiltonoperator
H^=p^22m+V(r_)
     (2.20)

für nichtrelativistische Teilchen der Masse

12n^Σ=12(n^σ_00n^σ_)

vgl. Satz: Die Eigenwerte selbstadjungierter Operatoren sind reell die Eigenkets sind orthogonal. Damit erhält man die Spektralzerlegung{{#set:Fachbegriff=Spektralzerlegung|Index=Spektralzerlegung}} von Operatoren A^nach seinen Eigenzuständen, d.h.

A^|n=an|nA^=nanP^n
     (2.21)

mit P^ndem orthogonalen Projektor auf Unterraum der von den Eigenvektoren zum Eigenwert an aufgespannt wird. Falls an nicht entartet, gilt

P^n=|nn|

,|nnormiert. Axiom: Die möglichen Messwerte einer Observablen  im Zustand |Ψ sind die Eigenwerte an, die mit Wahrscheinlichkeit

prob(an)=Ψ|P^n|ΨΨ|Ψ      (2.22)

auftreten. Wird an gemessen, so geht |Ψinstantan in Pn|ΨΨ|Pn|Ψ über („Kopenhagener Deutung“, „Reduktion des Wellenpakets“).

Das Zweiniveausystem als einfachstes Quantensystem

Wir betrachten ein Teilchen, das zwischen zwei Potentialmulden (L links) und (R rechts) hin und her-tunnelt. In grober Vereinfachung betrachten wir nur die Energie der tiefsten Zustände links und rechts εLund εR

Ohne tunneln wäre der Hamiltonoperator für dieses vereinfachte System

H^0=εL|LL|+εR|RR|
     (2.23)

Im Matrix- Schreibweise als Qubit{{#set:Fachbegriff=Qubit|Index=Qubit}} im Hilbertraum =2

|L=(10);|R=(01);H^0=(εL00εR)
     (2.24)

Den (komplizierten) Tunneleffekt{{#set:Fachbegriff=Tunneleffekt|Index=Tunneleffekt}} bestreiben wir vereinfacht durch ein „effektives Potential{{#set:Fachbegriff=effektives Potential|Index=effektives Potential}}“ V^in , d.h. durch den

Tunnel-Operator{{#set:Fachbegriff=Tunnel-Operator|Index=Tunnel-Operator}} V^=Tc(0110)=Tcσx
     (2.25)

Den Gesamt-Hamilton-Operator beschreiben wir durch die Summe

H^=H^0+V^
     (2.26)

AUFGABEN…

Zeitentwicklung in der Quantenmechanik

Ausgangspunkt: Bewegungsgleichung (Schrödinger, Dirac) der Form

it|Ψ(t)=H^(t)|Ψ(t)
     (2.27)

Hier ist

|Ψ(t)

zeitabhängig und auch der Hamiltonian

H^(t)

kann zeitabhängig sein, z.B. H^=p22m+V(x,t) (zeitabhängiges Potential)

Zeitunabhängiger Hamiltonian

In diesem Fall formale Lösung von (2.27) durch

|Ψ(t)=eiH^(tt0)|Ψ(t0),t>t0
     (2.28)

als Anfangswertproblem{{#set:Fachbegriff=Anfangswertproblem|Index=Anfangswertproblem}} mit dem

U^(t,t0)=eiH^(tt0)t>t0
     (2.29)

Û ist unitär, U^1=U^+, denn H^=H^+ist selbstadjungiert Die Zeitentwicklung{{#set:Fachbegriff=Zeitentwicklung|Index=Zeitentwicklung}}

|Ψ(t)=U^(t,t0)|Ψ(t0)

ist eine unitäre Transformation. Erwartungswerte von der Observabelen Â

A^0:=A^|Ψ(0)=Ψ(0)|A^|Ψ(0)
zur Zeit t0=0 (|Ψ(0) normiert.)
A^t:=A^|Ψ(t)=Ψ(t)|A^|Ψ(t)
zur Zeit t0>0

Wir haben

A^t=Ψ(0)eiH^t|A^|eiH^tΨ(0)=Ψ(0)|eiH^tA^eiH^t|A~Ψ(0)

also

A~(t):=eiH^tA^eiH^t

(Zeitentwicklung von Operator

A^

im Heisenbergbild)

     

Bemerkung: KetB^|ΨΨ|B^+Bra Skalarprodukt: Mathematiker:

(|Ψ,|Φ)Ψ|Φ
Physiker-Notation

Es gibt also zwei unitär Äquivalente Arten der Zeitentwicklung

  1. Schrödinger-Bild{{#set:Fachbegriff=Schrödinger-Bild|Index=Schrödinger-Bild}}“ Operatoren A^fest, Zustände zeitabhängig
  2. |Ψ(t)=U^(t,t0)|Ψ(t0)
  3. Heisenberg-Bild{{#set:Fachbegriff=Heisenberg-Bild|Index=Heisenberg-Bild}}“ Zustand |Ψ(t0)fest (Anfangszustand), Operatoren zeitabhängigA^(t)=U^+(t,t0)A^U^(t,t0)

Im Heisenberg-Bild hat man die Bewegungsgleichung

Heisenberg-BewegungsgleichungBewegungsgleichung:Heisenberg{{#set:Fachbegriff=Bewegungsgleichung:Heisenberg|Index=Bewegungsgleichung:Heisenberg}}
dtA^(t)=i[H^,A^(t)]
     (2.31)

Häufig schreibt manA^H(t), falls die Operatoren A^bereits im Schrödinger-Bild eine intrinsische Zeitabhängigkeit haben, z.B. durch zeitabhängige äußere Felder, d.h.

A^=A^(t)A^t=Ψ(t)|A^(t)|IntrinsischΨ(t)=Ψ(0)|eiH^tA^eiH^t|A^H(t)Ψ(0)
     (2.32)

so dass (CHECK)

dtA^H(t)=i[H^,A^(t)]+eiH^tdtA^(t)intrinsischeiH^t
     (2.33)


Zeitabhängiger Hamiltonian: Spin ½, 2 Niveausystem, NMR

Die meisten Fälle mit zeitabhängigem H^(t)sind exakt nicht mehr lösbar. Hier betrachten wir

H^(t)=B_(t)σ_=(Bz(t)B||*(t)B||*(t)Bz(t))B||(t)=Bx(t)+iBy(t)
     (2.34)

zum Beispiel für einen Spin ½, beschrieben durch den σ_-Vektor der Pauli-Matrizen, in einem zeitabhängigen B-Feld

mit Konstante e2m1 und Separation des Ortes (x) und Spin Freiheitsgrade

φ(x_,t)=Ψ(x_,t)Orts-WF(χ1(t)χ2(t))Spin-WF
     (2.35)

in Dirac-Schreibweise

|φ(t)=|Ψ(t)|χ(t)=OrtSpin
     (2.36)

mit Ort=L2(3) (Hilbertraum der Quadratintegrabelen Funktionen auf 3) und Spin=2. Lösung der zeitabhängigen Schrödingergleichung für (2.34)

it|χ(t)=H^(t)|χ(t)iχ˙1=Bzχ1B||*χ2iχ˙2=B||χ1Bzχ2      (2.37)

kann für zeitabhängige B||,Bz i.A. nur numerische gelöst werden. AUFGABE: schreiben Sie eine Code, der (2.37) löst, und diskutiere die Physik die damit beschrieben wird. Spezialfälle von (2.37) können analytisch gelöst werden

  1. B_=constquantenmechanische Ozillatoren

Eigenwerte von H^ sind

ε±=±|B_||B_|=Bz2+|B|||2

(CHECK)  Zeitentwicklung U(t,0)=eiH^t=SeiDtS1mit D=diag(ε+,ε) Alternativer Lösungsweg: Ansatz

χj(t)=cjeizt

in (siehe b)

  1. Rotierende B-Feld  Rabi-Oszillationen

Hier

Bz=B0=constB||=B1eiωt=B1cosωtBx+iB1sinωtByB1
     (2.38)


B||

rotiert in x-y-Ebene „Drehwellenmodelle“

χ1=c1eiztiω2t(z+ω2)c1=B0c1+B1c2χ2=c2eizt+iω2t(zω2)c1=B1c1B0c2      (2.39)

Nichttriviale Lösung von (2.39) für

0=|z+ω2B0B1B1zω2+B0|=z2(B0ω2)2B12z±=±(B0ω2)2+B12=±12ΩR
mit
ΩR:=(2B0ω)2+4B12
     (2.40)

Damit zwei linear unabhängige Lösungen für χ2(t),χ1(t)

χ2(t)=c+ei(ω2+ΩR2)t+cei(ω2ΩR2)tc±=eiωt{αcosΩR2+βsinΩR2}α,β
     (2.41)

für χ1(t) entsprechen: Koeffizienten für χ2(t),χ1(t) hängen über (2.37) zusammen. Aufgabe: 1 Fall b) lösen für χ1(0)=0,χ2(0)=1 und diskutieren.

  1. i.A. ungleich (der Unterscheid ist manchmal wichtig)