Das Photonengas im Strahlungshohlraum

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=5|Abschnitt=4}} Kategorie:Thermodynamik __SHOWFACTBOX__


Betrachte: elektromagnetische Strahlung in einem ladungs- und stromfreien Hohlraum im thermischen Gleichgewicht:

E¯(r¯,t)=E¯0ei(q¯r¯ω(q)t)B¯(r¯,t)=B¯0ei(q¯r¯ω(q)t)

Ebene Wellen als Lösung der Maxwell- Gleichung!

Mit:

E¯0B¯0=0q¯E¯0=q¯B¯0=0undω(q)=c|q¯|

Also: E- Feld, B- Feld und Ausbreitungsrichtung stehen senkrecht aufeinander!

Quantisierung des elektromagnetischen Feldes: 

betrachte elektromagnetisches Feld als Feld von Oszillatoren mit Frequenz ω(q)=c|q¯|

Eq=ω(q)(nq+12)q=1,2,3,....

Interpretation von nq als Zahl der Schwingungsquanten{{#set:Fachbegriff=Schwingungsquanten|Index=Schwingungsquanten}} oder Photonen{{#set:Fachbegriff=Photonen|Index=Photonen}} mit der Energie ω(q). und mit dem Impuls q¯!

Photonen sind Bosonen (da nq=0,1,2,3,4,5,.... möglich!)

mit Spin S=1.

Aber:

Entartungsgrad nur 2: 2 Spinzustände!, entsprechend 2 Polarisationsrichtungen:

linkszirkular und rechtszirkulare Polarisation! der klassischen elektromagnetischen Welle!

Bei linkszirkularer Polarisation gilt:

S¯q¯

Bei rechtszirkularer Polarisation gilt:

S¯q¯

Die dritte Einstellmöglichkeit tritt nicht auf, da es keine "longitudinalen" Photonen gibt! (longitudinale Wellen!)

Lichtgeschwindigkeit ist c, da m0=0 (Ruhemasse)=0

Im thermischen Gleichgewciht des Photonengases mit den Wänden ("Hohlraumstrahlung{{#set:Fachbegriff=Hohlraumstrahlung|Index=Hohlraumstrahlung}}") werden ständig Photonen emittiert und absorbiert!

Ihre Anzahl N¯ ist deshalb bereits durch T und V festgelegt und daher keine unabhängige Nebenbedingung!

-> kanonisches Ensemble!

Formal:

Setze μ=0 in der Boseverteilung (chemisches Potenzial{{#set:Fachbegriff=chemisches Potenzial|Index=chemisches Potenzial}} verschwindet)

N¯=2q¯1exp(ω(q)kT)1=2q¯NqU=2q¯ω(q)exp(ω(q)kT)1

Dabei kommt der Vorfaktor 2 wegen den beiden möglichen Polarisationsrichtungen!

Übergang zum Quasi- Kontinuum!

2q¯>2Vh3d3(q¯)=8πV(2π)30dqq2=8πV(2π)3c30dωω2ω=cqω=2πν8πV(2π)3c30dωω2=8πVc30dνν2

Zustandsdichte der Photonen

Somit folgt die Zustandsdichte der Photonen als:

N¯=2q¯NqN¯=8πV(2π)3c30dωω2N(ω)=8πVc30dνν2NνN¯:=0dνD(ν)NνD(ν)=8πVc3ν2N¯=8πVc30dνν2Nν=0dνD(ν)NνU=0dνD(ν)hνNν

Dabei ist die Energie ein mit dem Volumen skalierter Wert einer spektralen Energiedichte, die über alle Frequenzen integriert wird.

Dem entsprechend ist der Wert der spektralen Energiedichte{{#set:Fachbegriff=spektralen Energiedichte|Index=spektralen Energiedichte}}, die


Plancksche Strahlungsformel
u(ν,T):=1VD(ν)hνNν=8πhc3ν3ehνkT1

{{#set:Gleichung=Plancksche Strahlungsformel|Index=Plancksche Strahlungsformel}}


Grenzfälle

hν<<kTu(ν,T)8πhc3ν3hνkT=8πc3ν2kT

klassisches Resultat, Rayleigh- Jeans- Gesetz richtig für ν0 ,

aber: Infrarot- Katastrophe!
hν>>kTu(ν,T)8πhc3ν3ehνkT=8πhc3ν3ehνkT

W. Wien: empirisches Resultat für ν!

für irdische Lichtquellen, versagt jedoch für Sonne und Fixsterne!

Plancksche Ableitung der Strahlungsformel (1900):

Postulat:

Strahlungsenergie gequantelt gemäß En=nhν

in Zustandssumme!

Damit konnte M. Planck erstmals die Strahlung schwarzer Körper (also vollständig absorbierender Strahlungshohlräume im thermodynamischen Gleichgewicht) erklären!

Er konnte damit auch zwischen Rayleigh- Jeans und Wien interpolieren!

  • historischer Ausgangspunkt der Quantenmechanik!!

Maximum der spektralen Energiedichte für

hν>>kTu(ν,T)ν=0=ν8πhc3ν3ehνkT=8πhc3ν(ν3ehνkT)=8πhc3(3ν2ehνkThkTν3ehνkT)3ν2ehνkT=hkTν3ehνkT3kTh=νmax.

Wiensches Verschiebungsgesetz

Hier sieht man den Verlauf für T=100, 200, 300, 400 K:


Gesamtenergie

Gewinnt man durch Integration über alle Frequenzen:

U(T):=Vdν1VD(ν)hνNν=8πhVc30dνν3ehνkT1=8πV(ch)3(kT)40dxx3ex10dxx3ex1=π415U(T)=8π5V15(ch)3(kT)4

Also das Integral unter den obigen Kurven mal das Volumen des Hohlraums!

Auch für einen Strahlungshohlraum lassen sich Wärmekapazität, Druck etc.. angeben:

Wärmekapazität:

CV=(U(T)T)V=32π5V15(ch)3k4T3

Strahlungsdruck im Hohlraum

Aus

p=(FV)T

folgt mit der kanonischen Zustandssumme Z:

F=kTlnZ=kTνln(1ehνkT)p=kT(VlnZ)T=kTνhkT(νV)ehνkT(1ehνkT)

Dies ist keineswegs Null, denn: mit dem Volumen V ändert sich die Frequenz einer stehenden Welle:


ν=cλ~V13νV=13νV
p=kT(VlnZ)T=kTνhkT(νV)ehνkT(1ehνkT)=kTνhkTν3VehνkT(1ehνkT)=13VνhνehνkT(1ehνkT)=p=13VνhνNνp=13UV

Der Strahlungsdruck!

Also:

p(T)=8π545(ch)3(kT)4

Das heißt: In einem Hohlraum steigt der Strahlungsdruck mit der vierten Potenz der Temperatur!

Betrachtet man dies in N/ m², so ergibt sich:

Im Zentrum der Sonne allerdings herrschen 2,5107

bar Strahlungsdruck!:


Einsteinsche Ableitung der Planckschen Strahlungsformel

(1917)

Einstein hatte den begriff "Photon{{#set:Fachbegriff=Photon|Index=Photon}}" im Zusammenhang mit dem Photoeffekt{{#set:Fachbegriff=Photoeffekt|Index=Photoeffekt}} entwickelt. Im Strahlungshohlraum seien 2 Niveau- Atome, die zwischen den Energien E1 und E2 mit Entartungsgrade g1 und g2 Strahlungsübergänge machen können, indem sie Photonen der Energie hν=E2E1 absorbieren oder emittieren!

Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt für die mittleren Besetzungszahlen der elektronischen Atomniveaus (Fermionen):

N2N1=g2P(E2)g1P(E1)=g2eβE2g1eβE1=g2g1eβ(E2E1)=g2g1eβhνhν=E2E1

Dabei gilt für die Besetzungswahrscheinlichkeiten:

P(Ei)=Z1eβEi

Im thermischen Gleichgewicht werden im Mittel so viele Photonen emittiert wie absorbiert:

Ansatz für die Raten{{#set:Fachbegriff=Raten|Index=Raten}} (= Anzahl der Übergänge pro Zeit und Volumen)_

1) Absorption{{#set:Fachbegriff=Absorption|Index=Absorption}}: E1E2

mit der Photonenzahl u:

Absorptionsrate{{#set:Fachbegriff=Absorptionsrate|Index=Absorptionsrate}}: E1E2

B12u(ν,T)N1

2) Spontane Emission{{#set:Fachbegriff=Spontane Emission|Index=Spontane Emission}}:

Emissionsrate{{#set:Fachbegriff=Emissionsrate|Index=Emissionsrate}}: E2E1

A21N2

Man erhält als mittlere Lebensdauer{{#set:Fachbegriff=mittlere Lebensdauer|Index=mittlere Lebensdauer}} eines Anregungszustandes: 1τ=A21

3) Induzierte Emission{{#set:Fachbegriff=Induzierte Emission|Index=Induzierte Emission}}:

Emissionsrate{{#set:Fachbegriff=Emissionsrate|Index=Emissionsrate}}: E2E1

B21u(ν,T)N2

Diese wurde von Einstein neu eingeführt!

  • Grundlage der Maser (1954) und Laser (1961)

Vergleichsweise zum chemischen Massenwirkungsgesetz{{#set:Fachbegriff=chemischen Massenwirkungsgesetz|Index=chemischen Massenwirkungsgesetz}} (Kapitel 4.5) gewinnt man schließlich eine Bilanzgleichung{{#set:Fachbegriff=Bilanzgleichung|Index=Bilanzgleichung}} mit den "Einstein- Koeffizienten{{#set:Fachbegriff=Einstein- Koeffizienten|Index=Einstein- Koeffizienten}}" B12, A21 und B21:

B12u(ν,T)N1=B21u(ν,T)N2+A21N2u(ν,T)=A21B12N1N2B21=A21B12g1g2eβhνB21

Auf das richtige Plancksche Strahlungsgesetz{{#set:Fachbegriff=Plancksche Strahlungsgesetz|Index=Plancksche Strahlungsgesetz}} kommt man über 2 zusätzliche Postulate:

limT>u(ν,T)=B12g1g2=B21


Damit muss man das Strahlungsgesetz in der Form

u(ν,T)=A21B12g1g2eβhνB21=aeβhν1

schreiben können. Die Bose-Einstein-Verteilung{{#set:Fachbegriff=Bose-Einstein-Verteilung|Index=Bose-Einstein-Verteilung}} ist also bereits herausgekommen!

kT>>hνlimT>u(ν,T)=8πc3ν2kTa=8πc3hν3

das heißt: für hohe Temperaturen sollte das Strahlungsgesetz in das Rayleigh-Jeans-Gesetz{{#set:Fachbegriff=Rayleigh-Jeans-Gesetz|Index=Rayleigh-Jeans-Gesetz}} übergehen!

Damit gewinnt man den Faktor a!


u(ν,T)=8πc3hν31eβhν1

{{#set:Gleichung=Plancksches Strahlungsgesetz|Index=Plancksches Strahlungsgesetz}}


Verallgemeinerung

kann auf Elektronensysteme im NICHTgleichgewicht geschehen!

Wie bei Photonen nur mit effektivem  chemischem Potenzial μ0

Anwendung: Laser!