Das Hamiltonsche Prinzip
Das Hamiltonsche Prinzip
Variationsprinzipien
Die bisher betrachteten Variationen waren differenziell. Derart wurden sie beim d´Alembertschen Prinzip angewendet.
Beim Hamiltonschen Prinzip dagegen wird die gesamte Bahn variiert:
Hat man also eine Bahn gefunden, so variiert man diese, indem eine beliebige , gänzlich von der ersten Bahn verschiedene Bahn betrachtet wird.
Lediglich Anfangs- und Endpunkt zu den Messzeiten t1 und t2 werden festgehalten.
Skizze
Grundidee des Hamiltonschen Prinzips ist, dass die wirklich angenommene Bahn eine bestimmte Größe, nämlich die sogenannte Wirkung der Bahn , extremal macht.
Fermatsches Prinzip
Dieses Phänomen ist bei der Lichtausbreitung als Fermatsches Prinzip bekannt.
In der geometrischen Optik gibt es die Moeglichkeit, einen Lichtweg zu finden, indem das Fermatsche Prinzip berücksichtigt wird. Demnach sucht sich Licht immer den kürzesten W4eg in einer Anordnung von Spiegeln und brechenden Gläsern mit Brechungsindex n(r )
Vorsicht ! Das Licht sucht sich demnach den kürzesten Optischen Weg, also den Weg, der in der kürzesten Dauer zurückgelegt werden kann ( Das Licht bewegt sich entlang der lichtartigen Geodäten).
So gilt:
als Bedingung an den tatsächlich zwischen 1 und 2 angenommenen Weg.
Betrachten wir ein Teilchen im kräftefreien Fall, so gilt, dass die Bewegung auf Geodäten stattfindet. Dies sind die kürzesten Verbindungen zwischen zwei Punkten, bei Kugeln beispielsweise die Großkreise.
Gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie verzerren Masseansammlungen den Raum derartig ( die Metrik des Raumes), dass alle Teilchenbahnen Geodäten werden. Unabhängig davon, ob Kräfte vorliegen oder nicht.
Allgemeine Aufgabe der Variationsrechnung
Sei I : C² - > R ein Funktional
Die Funktion q(t) sollte zweimal stetig differenzierbar und reell sein. ( Bahnkurve mit existierender Geschwindigkeit und Beschleunigung).
Die Aufgabe lautet nun:
Das Funktional sollte also in q(t) extremal werden. Sprich, Maximum, Minimum oder Sattelpunkt aufweisen.
Die Variierten Bahnen
Eine Variierte Bahn ist dann eine Bahn, die zu jeder Zeit t mit t1<t<t2 ( eigentlich kleiner gleich) dem Punkt q(t) auf der reellen Bahn einen variierten Bezugspunkt q´(t) auf der variierten Bahn zuordnet.
Dabei gilt:
1. Die variierten Punkte stammen auch aus quadratintegrablen komplexen Funktionen
2. differenzielle Variation. Die Zeit wird nicht variiert.
Anfangs- und Endpunkt sind fest
Da die Variation der Integrationsgrenzen verschwindet kann Integration und Variation vertauscht werden:
Die letzte Identität gilt, da die Variation nicht auf die Zeit bezogen werden muss ( Zeit wird nicht variiert).
Für die variierte Geschwindigkeit gilt:
Also folgt mit Hilfe partieller Integration
Da jedoch die Variation an den Grenzen t1 und t2 verschwindet gilt:
Da q jedoch völlig frei variierbar ist:
Dies ist die verallgemeinerte Euler-Lagrange- Gleichung der Variationsrechnung
Diese Differenzialgleichung ist äquivalent zum Integralprinzip
Neben der Einführung einer bijektiven Abbildung zwischen Bahnpunkten bund variierten Punkten ergibt sich auch die leichte Möglichkeit der Ableitung durch Einführung eines Variationsparameters:
Die konkurrierende Funktion wird durch den Parameter
bei festem
parametrisiert.
Weitere Möglichkeiten sind zu finden unter „direkte Methoden der Variationsrechnung)
Exkurs zur Variationsrechnung
- Das Extremum einer Funktion f(x) bei einer Variablen
- Extremum einer Funktion f(x1,x2,...,xN) mehrerer Variablen
i=1...,N bei xi =xi0 ( Nullstellen der Funktion)
entsprechend:
3. Extremum eines Funktionals
f[x]=f[x(t)]
Beispiel : Integral als Funktional
wegen
Somit folgt jedoch wegen der Beliebigkeit der variierten x:
als Funktionalgleichung zur Berechnung von x(t)
Im Extremum gilt dies wieder für beliebige Variationen
.
Somit gewinnt man die Euler-Lagrange- Gleichung zur Berechnung von x(t):
Das Hamiltonsche Wirkungsprinzip
Voraussetzung:
- holonome ( integrable) Zwangsbed. -> Bedingung fuer Existenz generalisierter Koordinaten ( q1,..., qf)
- konservative Kräfte -> Bedingung für Existenz der Lagrangegleichung / Lagrangefunktion
Nehmen wir nun die Lgrangegleichung als Funktional:
Nun ist auch das Variationsprinzip auf mehrere Variablen zu verallgemeinern:
Die entstehende Euler- Lagrange- Gleichung entspricht einer Lagrangegleichung 2. Art
Integralprinzip entspricht dem Hamiltonschen Wirkungsprinzip
Somit erhalten wir bei Integration über die Zeit ein Wirkungsfunktional:
Bei Berechnung der Variation erhalten wir:
Da auch hier wieder völlig frei in q variiert werden kann ( gilt für beliebige
)
gilt als Lagrangegleichung 2. Art:
Beispiel: eindimensionaler Oszi
Mit Hilfe:
ergibt sich:
Unterschiede zum d´Alembertschen Prinzip
Das Hamiltonsche Prinzip ist ein Integralprinzip. Das heißt, die integrierte Summe aller Variationen ist extremal, die tatsächliche Bahn ( gesamte Bahn) wird also mit einer differenziell benachbarten Bahn verglichen ).
Das Hamiltonsche Prinzip unterliegt dem teleologischen Prinzip. Es ist zweckgebunden. Der Zweck betrifft dabei die Eigenschaften der gesamten Bahn.
Außerdem ist das Hamiltonprinzip völlig unabhängig von der Koordinatenwahl.
Wirkung = Energie X Zeit
Wirkung = Impuls X Ort
Vergleiche dazu: Plancksches Wirkungsquantum !
Die Wirkung ist also quantisiert . Zwischen den Größen, die eine Wirkung best9mmen entsteht eine Unschärfe. Somit ist die Wirkung quantisiert und sucht sich in der Natur ein Minimum.
Allgemein kann man das Hamil5tonsche Wirkungsprinzip natürlich auch formulieren, wenn die Zwangsbedingungen beliebig ( nichtholonom) sind und die eingeprägten Kräfte nicht konservativ:
Seien die eingeprägten Kräfte ( nicht konservativer Art) von der Form:
Eichtransformationen der Lagrangefunktion
Die Lgarangefunktion wird duch die Lagrangegleichung nicht eindeutig festgelegt.
Betrachten wir beispielsweise ein geladenes Teilchen im elektrischen Feld:
e sei die Ladung
Bewegungsgleichung:
Die Lorentzkraft ist typischerweise nicht konservativ
Die Darstellung des elektrischen und magnetischen Feldes erfolgt über die Potenziale:
Dabei ist Phi skalar und A ein Vektorpotenzial (MKSA- System)
Ziel: Suche eine Lagrangefunktion
in der Art, dass
Die Bewegungsgleichung
ergeben.
Ansatz:
Probe:
Weiter:
Somit:
Somit erfüllt unser Ansatz die Bewegungsgleichungen
Eichtransformationen
Die Potenziale lassen sich umeichen mit Hilfe der Eichfunktion
Durch Eisnetzen sieht man schnell, dass sich die Felder nicht ändern:
Betrachten wir die Lagrangefunktion, so ergibt sich:
Einsetzen zeigt: L´ führt zu denselben Lagrangegleichungen wie L.
Die Eichtransformation
Mit einer beliebigen Eichfunktion M ( skalar) läßt die Lagrangegleichungen invariant.
Allgemein gilt:
dann erfüllen die
das hamiltonsche Prinzip
Also:
Das bedeutet, die Euler- Lagrangegleichungen sind invariant unter Transformationen der Art
Beweis:
mit
Einzige Nebenbedingung:
darf nicht explizit von
abhängen.
Beispiel: eindimensionaler Oszi
Beispielhafte Eichfunktion:
Die Lagrangegleichungen lauten:
Es folgt als Bewegungsgleichung
Forminvarianz der Lagrangegleichung
Eine schwächere Form der Invarianz ( als die Eichinvarianz) ist die Forminvarianz.
Dabei gilt als Forminvarianz:
Für welche Trnsformationen der generalisierten Koordinaten
sind nun die Lagrangegleichungen forminvariant ?
Satz:
also eine umkehrbare und eindeutige Abbildung und sind
beide zweimal stetig differenzierbar, dann ist
Lösung der Lagrangegleichung zur transformierten Lagrangefunktion:
mit
Diese Aussage ist äquivalent zur Aussage:
sind Lösung der Lagrangegleichungen zu
Beweis:
Nun:
und auf der anderen Seite:
Somit:
Dabei bildet
die Transformationsmatrix, die nichtsingulär sein muss, also
Daher die Bedingung, dass
also eine umkehrbare und eindeutige Abbildung und
beide zweimal stetig differenzierbar.
Nur dann ist Lösung der Lagrangegleichung zur transformierten Lagrangefunktion.
Denn diese Aussage ist äquivalent zu
Man sagt, die Variationsableitung
ist kovariant unter diffeomorphen Transformationen der generalisierten Koordinaten
Also gibt es auch unendlich viele äquivalente Sätze generalisierter Koordinaten.