Gleichgewichtsbedingungen

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=3|Abschnitt=5}} Kategorie:Thermodynamik __SHOWFACTBOX__


Aus Λ0

folgen Bedingungen für das thermodynamische Gleichgewicht Λ=0

unter verschiedenen Einschränkungen an die Abweichungen von Σ

vom Gleichgewicht:

Allgemein

K(ρ,ρ0)=tr[ρlnρρ0lnρ0(ρρ0)lnρ0]=II0+λν0(MνMν0)

für

ρ0=exp[Ψ0λν0Mν]

einfaches thermisches System:

Λ=kTK(ρ,ρ0)=UU0+p0(VV0)´μα0(NαNα0)T0(SS0)0
  1. isoliertes System

U= const.

V= const.

Nα=

const.

(SS0)0
  • S maximal im Gleichgewicht !
  • isolierte Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Maximum der Entropie !
  1. isentropisch - isochores System

S= const.

V= const.

Nα=

const.

(UU0)0
  • U minimal im Gleichgewicht !
  • isentropisch - isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der inneren Energie !
  1. isotherm - isochores System

T= const.

V= const.

Nα=

const.

Λ=(UTS)(U0T0S0)+S(TT0)+p0(VV0)´μα0(NαNα0)0 mit (UTS)=F(U0T0S0)=F0S(TT0)=0=p0(VV0)´=μα0(NαNα0)
(FF0)0
  • F minimal im Gleichgewicht !
  • isotherm - isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der freien Energie !
  1. isotherm - isobares System

T= const.

p= const.

Nα=

const.

Λ=(UTS+pV)(U0T0S0+p0V0)V(pp0)+S(TT0)´μα0(NαNα0)0 mit (UTS+pV)=G(U0T0S0+p0V0)=G0S(TT0)=0=V(pp0)´=μα0(NαNα0)
(GG0)0
  • G minimal im Gleichgewicht !
  • isotherm - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Gibb´schen freien Energie  !
  1. isentropisch - isobares System

S= const.

p= const.

Nα=

const.

Λ=(U+pV)(U0+p0V0)V(pp0)+T0(SS0)´μα0(NαNα0)0 mit (U+pV)=H(U0+p0V0)=H0T0(SS0)=0=V(pp0)´=μα0(NαNα0)
(HH0)0
  • H minimal im Gleichgewicht !
  • isentropisch - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Enthalpie H
  1. isotherm- isochores System mit festem chemischen Potenzial

T= const.

V= const.

μ=

const.

Λ=(UTSμN)(U0T0S0μ0N0)p0(VV0)+S(TT0)´N(μμ0)0 mit (UTSμN)=J(U0T0S0μ0N0)=J0S(TT0)=0=p0(VV0)´=N(μμ0)
(JJ0)0
  • J minimal im Gleichgewicht !
  • isotherm- isochore Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum des großkanonischen Potenzials J

Anwendungsbeispiele

  1. Dampfdruck

Gleichgewicht zweier Phasen der selben Substanz ( Dampf und Flüssigkeit)

N´ mol Flüssigkeit und N´´ mol Gas

Gleichgewichtsbedingung ( G minimal !)

  • G(T,p) minimal im Gleichgewicht !
  • isotherm - isobare Systeme erreichen ihr Gleichgewicht mit einem Minimum der Gibb´schen freien Energie  !

Gegeben: T

Gesucht: Bei welchem Dampfdruck herrscht Gleichgewicht , also Koexistenz zwischen Gas und Flüssigkeit ?

  • Dampfdruck p = p(T) !

gesamte Gibbsche freie Energie:

G=N´g´+N´´g´´

mit g= molare Gibbsche freie Energie : G (T,p,N) = g(T,p)N = µ ( chemisches Potenzial ( s.o.))

Zulässige Abweichungen vom Gleichgewicht:

ΔN´+ΔN´´=0

durch Verdampfung bei konstantem Dampfdruck

ΔG=ΔN´g´+ΔN´´g´´=(g´g´´)ΔN´=!=0

da ja im Gleichgewicht G=

minimal !!

Also:

g´(T,P(T))=!=g´´(T,P(T)) mit (gT)p=s

( molare Entropie)

und

(gp)T=v

( Molvolumen)

folgt:

dg=sdT+vdp

weiter:

g´=g´´(s´´s´)dT+(v´´v´)dp=0

Also haben wir für ein isothermes, isobares System:

p=P(T)dPdT=s´´s´v´´v´

( Clausius - Clapeyron- Gleichung)

oder:

dPdT=q(v´´v´)T

mit der molaren Verdampfungswärme q:=(s´´s´)T

Anwendung auf ein ideales Gas: ( weit weg vom kritischen Punkt !)

v´´=RTP(T)>>v´

( Flüssigkeiten)

dPdT=qRT2P
dPP=qRT2dTP(T)=Ce(qRT)

Dampfdruck eines idealen Gases ( q>0, falls Wärme dem System zur verdampfung zugeführt wird !!)

b) Dampfdruck von Tröpfchen !

Bisher: ebene Phasengrenzfläche

jetzt: gekrümmte Phasengrenzfläche → zusätzliche Arbeit δW=σdω

bei Vergrößerung der Oberfläche ω

über die Oberflächenspannung σ

Kugelförmiges Tröpfchen:

dω=d(4πr2)=8πrdrdV´=4πr2drdω=2rdV´

Also ist die geleistete Arbeit bei der Volumenänderung der Flüssigkeit ( dV´):

=σ2rdV´

und insgesamt mit der Druckarbeit:

δW=p´dV´p´´dV´´+σ2rdV´


Σ

sei der Dampf und die Tröpfchen.

Diese seien in ein Gefäß mit festem Volumen V eingeschlossen.

Isochorer / isothermer Prozess → Minimum der freien Energie F:

F(T,V)= Minimal im Gleichgewicht !

dV´+dV´´=0dF=d(UTS)=dUTdS

( zulässige Abweichung vom Gleichgewicht = Volumenerhaltung !)

mit Gibbs Fundamentalrelation:

dF=d(UTS)=dUTdS=!=δW=(p´´p´+2rσ)dV´=!=0

F im Minimum !!!

Also:

p´=(p´´+2rσ)

Der Druck im Inneren des Tröpfchens p´ ist höher als außen im Dampf p´´=P(T)

und zwar mit dem Inversen des Radius !

Kleinere Tröpfchen haben also höheren Innendruck als Größere !

Also:


ein kleiner Luftballon bläst einen größeren auf !, p1 > p2

Nebenbemerkung

Der intensive Parameter p ist im Gleichgewicht zwischen Tröpfchen und Dampf nicht gleich !, da p und Oberflächenspannung σ

nicht unabhängig sind !

Wir haben bisher den Druck im INNEREN eines Tröpfchens ausgerechnet, suchen jedoch den Dampfdruck der Tröpfchensuppe :

P(T,r):

P(T,r)

dabei sind jetzt p, T vorgegeben ( statt V und T):

dG=(g´g´´)dN´=!=0

, da G = minimal !

g´(T,p´)=g´´(T,p´´) mit p´=(P(T,r)+2rσ)

Differenziation nach r bei festem T:

(g´(T,p´)p´)T[(Pr)T2r2σ]=(g´´p´´)T(Pr)T(g´´p´´)=v´´(g´(T,p´)p´)=v´(Pr)T=2r2σv´v´´v´2r2σv´v´´=idGas=2σv´RTr2PlnPP=2σv´RTrP=P(T)exp2σv´RTr

Als Dampfdruck eines Tröpfchens ( entsprechend der Gleichgewichtsbedingung) !

Das heißt: Für vorgegebenen Außendruck Po existiert ein Radius ro, so dass für

r>ro das Tröpfchen anwächst ( Kondensation)

r<ro das Tröpfchen kleiner wird ( evaporiert)

Dabei: r0=2σv´RTlnP0P

ist der zum Außendruck Po gehörende KRITISCHE TRÖPFCHENRADIUS ( instabil)

Ostwald- reifung

Stabiles Tröpfchen durch globale Einschränkungen ( Gesamtzahl der Moleküle)

Bei Konkurrenz vieler verschiedener großer Tröpfchen überlebt im Laufe der zeit nur das anfänglich größte ( Selektionsmechanismus)

( wird auch in Systemen fern vom thermodynamischen Gleichgewicht beobachtet → z.B. Domänen, Stromfilamente)

Übung

Dampfdruckerniedrigung

  • Siedepunktserhöhung , Gefrierpunktserniedrigung durch Mischung !
  1. Gibbb´sche Phasenregel

Man betrachte ein System, das aus K chemischen Komponenten in Ph Phasen zusammengesetzt ist:

Komponenten: a = 1,.., K

Phasen: b= 1,...,Ph

( fest, flüssig, gasf..)

Annahme:

Keine chemischen Reaktionen:

T,p, Na(a=1,..,K)

fest !

Gleichgewicht

dG=a=1Kb=1PhμbadNba=!=0

wegen:

G(T,p)=min.

Nebenbedingung

dNa=b=1PhdNba=!=0

mit Lagrange- Multiplikator τa

a=1Kb=1Ph(μbaτa)dNba=!=0μba=τa

in jeder Phase gleich

μ1a=μ2a=...=μPha

Also

Ph1

Gleichungen für jede Komponente a !

Dies entspricht insgesamt K(Ph1)

Gleichungen !

In einer Phase gibt es K-1 relative Konzentrationen der Komponenten !

insgesamt also Ph(K1)

relative Konzentrationen in allen Phasen !

Das heißt: Die Zahl der unabhängigen Variablen T,p,..

als unabhängige relative Konzentrationen !,

entsprechend der Zahl der thermodynamischen Freiheitsgrade beträgt:

f=2+Ph(K1)k(Ph1)=KPh+2

Dies ist die Gibbsche Phasenregel:

f=KPh+2

Beispiele:

  1. Gas einer reinen Substanz:
K=Ph=1f=2
  • 2 thermodynamische Variablen können beliebig gewählt werden
  1. Gas und Flüssigkeit in Koexistenz
  • Ph =2
  • f=1 → T kann beeispielsweise beliebig gewählt werden , P(T) fest , folgt Dampfdruckkurve
  1. Gas, Flüssigkeit und feste Phase in Koexistenz → f=0, Tripelpunkt T !