D'Alembertsches Prinzip der virtuellen Arbeit

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=1|Abschnitt=3}} Kategorie:Mechanik __SHOWFACTBOX__



Gegeben sei ein System von N Massepunkten mit beliebigen ( holonomen oder nicht holonomen) Zwangsbed.

Schreiben wir die Bewegungsgleichungen mit den Zwangskräften Zi als:


mir¨i(t)Xi=Zii=1...Ni(mir¨i(t)Xi)δri=iZiδri


;Dabei versteht man
iXiδri als virtuelle Arbeit der eingeprägten Kräfte und
iZiδri als virtuelle Arbeit der Zwangskräfte.

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Beispiel: Bewegung auf einer Fläche


f(ri,t)=0


das ist auf der Ebene gerade durch die Normale auszudrücken:


a(rro(t))=0


Annahme: Alle Zwangskräfte stehen senkrecht auf die Fläche:


Zi=λi(r1,r2,...,rN)rifrifz.B.afu¨rEbene


Die Virtuelle Arbeit der Zwangskräfte verschwindet nun:


Ziδri=0=λi(r1,r2,...,rN)rifδri=λiδf


Begründung:


rifδri ist als Variation der Zwangsbedingung zu verstehen:


rif ist ein Differenzial senkrecht auf die Fläche


fδri ein Differenzial parallel zur Fläche

Also folgt:


iZiδri=0


Die reale Arbeit der Zwangskräfte verschwindet dagegen im Allgemeinen nicht:


iZidri0


Beispiel: Starrer Körper


fλ=|rirj|lij:=rijlij=0


Annahme: Die Zwangskräfte wirken in Richtung rirj


Zij=λijrirjrij


Das Vorgehen läßt sich also folgendermaßen schematisieren:

Bestimme die Richtung der Zwangskraft und multipliziere einen beliebigen skalaren Faktor mit dieser Richtung.

Falls die Richtungen für verschiedene Zwangskräfte verschieden sind, so muss man diese indizieren ( mit einem Index kenntlich machen). Die Zwangskräfte erhalten dann ebenso indizierte skalare Faktoren.

Mit Hilfe des 3. Newtonschen Axioms können wir weiter einschränken:


Zij=Zjiλij=λji


Auf das Teilchen i wirkt also insgesamt die Zwangskraft:


Zi=jiZij=jλijrirjrij


Ziδri0 im Allgemeinen. Es verschwindet also nicht die virtuelle Arbeit für jede Masse einzeln.

Jedoch gilt:


iZiδri=i,jλijrirjrijδri=12i,jλijrirjrijδ(rirj)=12i,jλijδrij=0


Beweis:


δ|r|=δ(rr)12=12(rr)122rδr=rδrr


und


δrij=0


Allgemein kann man fordern:


iZiδri=0 für alle betrachteten Zwangskräfte.

Das bedeutet: Gleitreibungskräfte längs einer Fläche sind als Zwangskräfte ausgeschlossen.

Somit folgt als d'Alembertsches Prinzip:


iZiδri=i(mir¨iXi)δri=0


Das d´Alembertsche Prinzip gilt gleichermaßen für holonome und anholonome Zwangsbedingungen

Beispiel für ein Variationsprinzip:

Differentialprinzip: ( für infinitesimal kleine Variationen):

Der wirklich angenommene Zustand eines Systems ist in Extremalzustand in dem Sinn, dass die gesamte virtuelle Arbeit Null ist. Dieser Zustand ist stabil gegen kleine Verrückungen der Bahn {δri} .

Variationsprinzip mit Nebenbedingungen

Wir numerieren nun die Vektorkoordinaten um:


rrj(j=1...3)XXjabjn


Aus dem d´Alembertschen Prinzip gewinnen wir:


i=13NZiδri=i=13N(mir¨iXi)δri=0


Nebenbedingung:


i=13Nbinδri=0n=1,...,ν


Nü charakterisiert auch hier die Zahl der Nebenbedingungen, der Index n steht für die n-te Nebenbedingung

Dies ist lösbar mit der Methode der Lagrange-Multiplikatoren.

Denn: Wenn die Vektorkomponenten ri frei variierbar wären, also δri beliebig, so müsste gelten:


mir¨iXi=0


Also wäre es sinnvoll, das lineare Gleichungssystem so umzuschreiben, dass ein Satz von Faktoren frei variierbar ist:

Zuerst addieren wir die Nebenbedingungen mit noch beliebigen Lagrangemultiplikatoren λn

Wir erhalten:


j=13N(mjr¨jXjn=1νλnbjn)δrj=0


Nun sind δr1,δr2,...,δrν

aus den Nebenbedingungen zu eliminieren.

Die verbleibenden δrν+1,...,δr3N sind nun frei variierbar.

Nun kann das Summenzeichen weggelassen werden, da die verbleibenden Vektorkomponenten frei variiert werden können und dementsprechend jeder Summand für sich Null sein muss:

Es lassen sich λ1,...,λν derart bestimmen, dass


mjr¨jXjn=1νλnbjn=0j=1,...,ν


Das heißt, wir suchen die λ1,...,λν aus diesem gegebenen linearen Gleichungssystem für die λn(t) als Funktion der r¨j(t) . Im stationären Fall ist dies direkt auflösbar.


j=ν+13N(mjr¨jXjn=1νλnbjn)δrj=0


Da hier jedoch die δrj frei variierbar sind, gilt:


mjr¨jXjn=1νλnbjn=0


Die Lagrange- Gleichung der 1. Art


n=1νλnbjn kann als Zwangskraft interpretiert werden und taucht in der Statik als Lagrange- Parameter auf.

Beispiel Atwoodsche Fallmaschine

miniatur|Atwoods Fallmaschine

Aus der Schule bekannt ist die Kraft, die an m1 angreift, nämlich -m1g und die Kraft , die an m2 angreift, nämlich -m2g.

Beginnen wir mit dem d´Alembertschen Prinzip:


iZiδri=i(mir¨iXi)δri=0


so folgt:


(m1h¨1X1)δh1+(m2h¨2X2)δh2=0


Da der Aufbau nur ein Rädchen besitzt gilt ganz einfach:


h1+h2=const.δh1=δh2h¨1=h¨2


Also folgt:


(m1h¨1+m1g)δh1(m2h¨1+m2g)δh1=0


m1h¨1+m1g+m2h¨1m2g=0


h¨1=(m2m1)m1+m2g


Also: Am bedeutendsten ist das d´Alembertsche Prinzip, welches sagt, dass die Summe über alle virtuellen Arbeiten der Zwangskräfte Null ist:


iZiδri=i(mir¨iXi)δri=0