Hamilton-Jacobische Differenzialgleichung

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{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=5|Abschnitt=1}} Kategorie:Mechanik __SHOWFACTBOX__


Der einfachste Fall, bei dem alle Koordinaten zyklisch sind:


H¯0


Allgemeiner wähle man speziell als Erzeugende der kanonischen Trafo:


M2(q¯,P¯,t)=:S


dann suchen wir die folgende Trafo:


(q¯,p¯)(Q¯,P¯)H(q¯,p¯,t)H¯(Q¯,P¯)=H+St mit pk=SqkQk=SPk


So dass:


H¯(Q¯,P¯)=H(q1,...,qf,Sq1,...,Sqf,t)+St=0


Dies ist eine Differenzialgleichung zur Bestimmung von S und der Koordinaten P und Q, die so genannte

Hamilton- Jacobi- Differenzialgleichung.

Eine nichtlineare partielle Differenzialgleichung erster Ordnung für

S(q¯,α¯,t)αk=Pk=const.


Also haben wir nur Abhängigkeit von f+1 Variablen:

q¯,t


Die kanonischen Gleichungen lauten:


P˙k=HQk0Pk=αk=consQ˙k=H¯Pk0Qk=βk=const


Lösungsschema für die Hamilton- Jacobi DGL:

H(q¯,p¯,t)pk=SqkH(q¯,Sq¯,t)+St=0Ham.Jac.DGL
  1. Lösung der Ham- Jacobi-DGL:
S(q¯,α¯,t)αk=Pk=const.
  1. Aus der Erzeugenden
S(q¯,α¯,t)

folgt:


Qk=S(q¯,α¯,t)αk=βk


mit der implizierten Umkehrung:


qj=qj(α¯,β¯,t)


möglich wegen


det2S(q¯,α¯,t)αkql0


Somit ergeben sich f Gleichungen für q1,...qf

4.

pj=Sqj=pj(q¯,α¯,t)=pj(q¯(α¯,β¯),α¯,t)


5. Bestimmung von

α¯,β¯

aus den Anfangsbedingungen:

In drei (3.):

qj(0)=qj(α¯,β¯,0)


In vier ( 4.):

pj(0)=pj(α¯,β¯,0)


α¯(q¯(0),p¯(0))β¯(q¯(0),p¯(0))


Nach Gleichungen 3) und 4) ist damit

qj(t) und pj(t)

bestimmt

Physikalische Bedeutung von S:

dSdt=jSqjq˙j+St=jpjq˙j+StSt=H¯H=HdSdt=jpjq˙jH=LS=Ldt


S kann somit als Wirkungsfunktional interpretiert werden.

Beispiel: 1 dim Oszi

1.

H=p22m+m2ω2q2S(q,P,t)


H als Hamiltonfunktion und S als Erzeugende der kanonischen Trafo mit

S(q,P,t)q=p


Hamilton- Jacobi DGL:


12m(S(q,P,t)q)+m2ω2q2+St=0


2. Lösungsansatz:


S(q,P,t)=W(q;P)+V(t;P)


Dies ist als Separationsansatz nach q und t zu interpretieren. P ist ein Parameter


12m(dWdq)2+m2ω2q2=dVdt


Dabei ist die linke Seite unabhängig von t und die rechte unabhängig von q. Die Lösung kann also nur dann für alle t und q übereinstimmen, wenn:


12m(dWdq)2+m2ω2q2=dVdt=αconst


V(t)=αt+V0


Es folgt:


(dWdq)2=m2ω2(2αmω2q2)W=mωdq(2αmω2q2)


Also:


S(q,α,t)=mωdq(2αmω2q2)αt+V0


Da Potenziale um skalare Faktoren verschoben werden können:


S(q,α,t)=mωdq(2αmω2q2)αt=αt+mω[q2(2αmω2q2)+αmω2arcsin(qmω22|α|)]

3.

Q=(S(q,P,t)α)=t+1ωdq(2αmω2q2)12=βQ=β=t+1ωarcsin(qmω22|α|)q=1ω2αmsin(ω(t+β))


Mit der Nebenbedingung, dass Q=to ( Dimension: Zeit) !

4.

p=(S(q,P,t)q)=dWdq=mω2αmω2q2=2αmcos(ω(t+β))


5. Anfangsbedingungen: t=0: p(0)=0, q(0)=q0 ungleich 0 !


p(0)=0,q(0)=q00


q0=1ω2αmsin(ω(β))0=p0=2αmcos(ω(β))β=π2ωq0=2αmω2α=m2ω2q02=E


Alpha beschreibt also die Gesamtenergie. Physikalisch sinnvoll, da zu dieser Zeit nur potenzielle Energie vorhanden ist.

Also: P=E ( Energie) , Q= to ( Zeit) → Energie und Zeit als neue verallgemeinerte Koordinaten bei der Transformation, die durch

S(q,P,t)

erzeugt wird.

Spezialfall:

Nicht explizit zeitabhängige Hamiltonfunktion H


Ht=0dHdt={H,H}=0

H ist dann Integral der Bewegung

Hamilton- Jacobi DGL:


H(q¯,Sq1,...,Sqf)+St=0


Lösungsansatz:


S(q¯,P¯,t)=W(q¯;P¯)Et


Somit folgt:


H(q¯,Wq1,...,Wqf)=E

Energie bei skleronomen Zwangsbedingungen


W(q¯;P¯)

heißt verkürztes Wirkungsfunktional

Dieses kann auch als Erzeugende einer kanonischen Trafo ( im engeren Sinn) aufgefasst werden:


pj=WqjQj=WPjH¯=H=EQ˙j=H¯Pj=Eαj=ωjQj=ωjt+βj=WPj


Bezug zur Quantenmechanik

  • Betrachten wir 1 Teilchen im Potenzial
V(q¯),q¯R3

, gilt auch für

V(q¯),q¯Rf
W(q¯)=const

sind dann Flächen im R³:

Dabei sind

S(q¯,t)=W(q¯)Et

Wirkunsgwellen mit einer Phasengeschwindigkeit


u¯W(q¯) mit u¯W(q¯)=const


Der Teilchenimpuls eines fliegenden Teilchens dagegen berechnet such ebenfalls als Gradient der Erzeugenden:


p¯=W(q¯)
Damit haben wir jedoch eine Betrachtung der " Wirkungswellen" entgegen einer Darstellung als Teilchen mit Impuls p ( Welle- Teilchen- Dualismus).

In jedem Fall erhält man als Hamilton- Jacobi- DiffGl:


H(q¯,W)=12m(W(q¯))2+V(q¯)=E


Der Übergang zur Quantenmehcanik ist analog dem Übergang von der geometrischen Optik zur Wellenoptik ( Wellenoptik als geometrische Optik für große Wellenlängen) und geometrische optik als Wellenoptik für kleine Weglängen ( gut Übergangsresultate). Die typische optisch- mechanische Analogie

Wir erhalten in der quantenmechanischen Analogie als Wellenformalismus dagegen die Schödingergleichung:


(22mΔ+V(r¯))Ψ(r¯)=EΨ(r¯)


links mit H = hamiltonoperator in Ortsdarstellung.

Ψ(r¯)=eiW(r¯)

als Wellenfunktion

Unsere Koordinatentrafo lautet:


q¯r¯p¯i


Auch hier sieht man die Analogie bei kleinen Wellenlängen, wenn folgende Näherung erlaubt ist:


ΔeiW(r¯)=i(WeiW(r¯))12(W)2eiW(r¯)


Veranschaulichung der Zusammenhänge:

Aus der klassischen Mechanik gelangen wir durch Übergang von Poissonklammernauf Kommutatoren zur Heisenbergschen Matrizenmechanik, die sich zur Quantenmechanik transformieren läßt.

führt man in der klassischen Mechanik dagegen die Hamilton- Jacobi- Theorie ein ( optisch- mechanisches Analogon), so gelangt man leicht zur Wellenmechanik ( Schrödinger) und kann sich auf diesem Weg ebenso der Quantenmechanik nähern.