Verallgemeinerte kanonische Verteilung: Difference between revisions

From testwiki
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
Line 587: Line 587:
==Siehe auch==
==Siehe auch==


< references />
<references />

Revision as of 14:57, 1 September 2010


{{#set:Urheber=Prof. Dr. E. Schöll, PhD|Inhaltstyp=Script|Kapitel=1|Abschnitt=3}} Kategorie:Thermodynamik __SHOWFACTBOX__


Motivation

Makroskopische thermodynamische Zustände sind gegeben durch die Mittelwerte M(x) von Mikroobservablen M(x), interpretiert als Zufallsvariable.

Rückschlüsse von M(x) auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung ρ(x)?


Methode

Vorurteilsfreie Schätzung ( Jaynes , 1957):

unbiased guess; Prinzip des maximalen Nichtwissens:

  • Verallgemeinerung des Laplacschen Prinzips vom unzureichenden Grund.
  • ( Minimum der Shannon- Information

I(ρ(x)) = Maximum des Nichtwissens S(ρ(x))

liefert Gleichverteilung
  • Jetzt: Zusätzlich zur Normierung der Pi sind die Mittelwerte von m Zufallsvariablen:


Minn=1,2,...,mMn=i=1NPiMinn=1,...,mm<<N


Annahme:

Jedes Elementarereignis Ai

hat gleiche a-priori- Wahrscheinlichkeit , das heißt OHNE zusätzliche Kenntnisse


Mn

gilt Gleichverteilung über den 

Ai .

Informationstheoretisches Prinzip

(nach (Jaynes 1922-1998))

Suche die Wahrscheinlichkeitsverteilung , die unter der Erfüllung aller bekannten Angaben als Nebenbedingung die minimale Information enthält:

Also: I(P)=i=1NPilnPi=!=Minimum

Nebenbed.:

i=1NPi=1Mn=i=1NPiMinn=1,...,m

Variation: δI=i=1N(lnPi+1)δPi


Es gilt: von den N Variationen δPi sind nur N-m-1 unabhängig voneinander !

iδPi=0

Lagrange- Multiplikator λ=(Ψ+1)

iMinδPi=0


Lagrange- Multiplikator λn

Anleitung: Wähle Ψ,λn so, dass die Koeffizienten von (m+1)δPi´s verschwinden, die übrigen N-(m+1) sind dann frei variierbar !

Somit:

δI=i=1N(lnPiΨ+λnMin)δPi=!=0


Vorsicht: Auch Summe über ν (Einsteinsche Summenkonvention!)


Pi=exp(ΨλnMin) Die Template:FBverallgemeinerte kanonische Verteilung

Die Lagrange- Multiplikatoren Ψ,λn sind dann durch die m+1 Nebenbedingungen eindeutig bestimmt !

Kontinuierliche Ereignismenge

I(ρ)=ddxρ(x)lnρ(x)=!=Minimum


unter der Nebenbedingung


ddxρ(x)=1ddxρ(x)Mn(x)=Mnn=1,...,m


Durchführung einer Funktionalvariation: δρ(x)


δI(ρ)=ddx(lnρ(x)+1)δρ(x)=0ddxδρ(x)=0ddxMn(x)δρ(x)=0ddx(lnρΨ+λnMn)δρ(x)=0ρ(x)=exp(ΨλnMn)


Vergleiche: A. Katz, Principles of Statistial Mechanics

ANMERKUNG Schubotz: Siehe auch [1]

Eigenschaften der verallgemeinerten kanonischen Verteilung

hier: noch rein informationstheoretisch,

später: wichtige Anwendungen in der Thermodynamik

Legendre- Transformation{{#set:Fachbegriff=Legendre- Transformation|Index=Legendre- Transformation}}:

Sei Ψ(t) eine Bahn !

Dann ist M:=dΨ(t)dt die Geschwindigkeit.

Aus Ψ(M) kann die Bahn Ψ(t) noch nicht rekonstruiert werden, jedoch aus

I(M)=Ψ(t)M(t)t

mit t=t(M):


dIdM=dΨ(t)dtdtMdMMdtdMtM:=dΨ(t)dtdIdM=t


hieraus folgt M(t)


eingesetzt in I(M)=Ψ(t)M(t)tΨ(t)


durch Eisnetzen gewinnt man Ψ(t)


Jedenfalls:


I(M)=Ψ(t)M(t)t


heißt legendre- Transformierte von Ψ(t) .

Anwendung auf die verallgemeinerte kanonische Verteilung:

Pi=exp(ΨλnMin)


Normierung:


iPi=1eΨ=exp(λnMin)Z


Also gilt:


Ψ=Ψ(λ1,...,λm)

und 

Pi

sind durch 

(λ1,...,λm)

vollständig parametrisiert.

Nebenbemerkung

Die Verteilung Pi

bzw. 

ρ(x)

wirkt auf dem Raum der Zufallsvariablen 

Min

(diskret) bzw. 

xRd (kontinuierlich).


(λ1,...,λm)

sind Parameter.


Mn

sind Erwartungswerte 

MnR


Beispiel:


x=(q1,...,q3N,p1....,p3N)Γ

 ( Phasenraumelement)

mit Γ als Phasenraum der kanonisch konjugierten Variablen


M(x)=i=13N(pi22m+V(qi))

mikrokanonisch Verteilungsfunktion


M(x)=i=13N(pi22m+V(qi)) als mittlere Energie

Shannon- Information:


I(P)=iPilnPi=iPi(ΨλnMin)=ΨλniPiMinI=Ψ(λ1,...λm)λnMn


Aus


Ψ(λ1,...λm)=lniexp(λnMin)λnΨ=i(Min)exp(λnMin)iexp(λnMin)iexp(λnMin)=eΨλnΨ=i(Min)exp(ΨλnMin)exp(ΨλnMin)=PiλnΨ=i(Min)PiλnΨ=Mn


Damit können wir die Legendre- Transformation ( verallgemeinert auf mehrere Variablen) identifizieren:


Ψ(t)Ψ(λ1,...λm)

 Variable

λn


MMn=Ψλn

 neue Variable  

Mn


I(M)I=ΨλnMn

 Legendre- Transformierte von 

Ψ

!

Es folgt:


IMn=λn


wegen:


IMn=ΨλmλmMnλmMnMmλnΨλm=MmIMn=λn


Zusammengefasst:


dI=λndMn


Dies ist in der Thermodynamik die Gibbsche Fundamentalgleichung !!

Betachte Variation:


MnMn+δMn


dann:


λnλn+δλnΨΨ+δΨPiPi+δPi


Informationsgewinn:


K(P+δP,P)=i(Pi+δPi)ln(Pi+δPi)i(Pi+δPi)lnPii(Pi+δPi)ln(Pi+δPi)=I(P+δP)K(P+δP,P)=(Ψ+δΨ)(λn+δλn)(Mn+δMn)i(Pi+δPi)(ΨλnMni)i(Pi+δPi)(ΨλnMni)=Ψλni(Pi+δPi)Mni=Ψλn(Mn+δMn)K(P+δP,P)=(Ψ+δΨ)(λn+δλn)(Mn+δMn)Ψ+λn(Mn+δMn)=δΨδλn(Mn+δMn)


Wir können die variierten Funktionen für kleine Variationen δλn entwickeln:


δΨ=Ψλnδλn+122Ψλnλmδλnδλm+....δMn=Mnλnδλn+122Mnλnλmδλnδλm+....K(P+δP,P)=δΨδλn(Mn+δMn)=(ΨλnδλnMn)δλn+(12λmΨλnMnλm)δλnδλmΨλn=Mn(12λmΨλnMnλm)=12Mnλm(ΨλnδλnMn)=0K(P+δP,P)=12MnλmδλnδλmK(P+δP,P)0


Vergleiche oben

also folgt:


K(P+δP,P)=12Mnλmδλnδλm0Mnλm0


negativ semidefinit, für alle δλm


Definiere Suszeptibilitätsmatrix:


ηmn:=Mnλn=2Ψλnλm


Diese Matrix beschreibt die Änderung von Mm


bei Variation von λn


δM¯=η¯¯δλ¯


bzw.:


η~σλ:=λσMλ=2IMλMσ


In Matrixschreibweise:


δλ¯=η¯¯~δM¯η¯¯~=η¯¯1


Wegen


λn(Ψλm)=λm(Ψλn)(Ψλm)=Mmλn(Ψλm)=ηmn(Ψλn)=Mnλm(Ψλn)=ηnm


Somit:


ηnm

 ist symmetrisch

Aus


K(P+δP,P)0


folgt:


ηmnδλmδλn=δMnδλn=η~nmδMnδMm0


Also: negativ- semidefinite quadratisceh Form:


ηnn0η~nn0


Nebenbemerkung:

Also sind


I(Mn)


und


Ψ(λn)


konvex !

Zusammenhang mit der Korrelationsmatrix

Qmn:=ΔMmΔMn

 ist Korrelationsmatrix ( siehe oben)


=MmMnc

 2. Kumulante


=2Γ(α)αmαn|α=0

 mit Kumulantenerzeugender


Γ(α)=lnexp(αnMn)=lniPiexp(αnMin)=lnieΨ(λnαn)Min=ln[eΨie(λnαn)Min]=Ψ(λ)+ln[ie(λnαn)Min]ln[ie(λnαn)Min]=Ψ(λα)Γ(α)=Ψ(λ)Ψ(λα)Qmn=2Ψ(λα)αmαn|α=0=2Ψ(λ)λmλn=ηmn


Suszeptibilität !

Also: Die Korrelationsmatrix ist das Negative der Suszeptibilität !!

Also:


Qmn:=ΔMmΔMn=Mmλn=Mnλm


Fluktuations/ Dissipations- Theorem:

Fluktuationen: Zufällige Schwankungen um den Mittelwert

Dissipation: Systematische Änderung der Mittelwerte !

Korrektur einer Verteilung durch Zusatzinformationen

Sei


P0

die Verteilung, die 

I(P)

unter Kenntnis der Nebenbedingungen


iPi0=1iPi0Mim=Mmm=1,...,m


minimalisiert ( Vorsicht: Index und Laufende sind ungünstigerweise gleich bezeichnet !)

Jetzt:

Zusatzinformationen ( zusätzliche Mittelwerte beobachtet):


iPiViσ=Viσσ=1,...,siPi=1


Prinzip der vorurteilsfreien Schätzung

Suche Minimum des Informationsgewinns


K(P,P0)=iPilnPiPi0


unter dieser Nebenbedingung !!

Also:


i(lnPilnPi0+1+ξ+ξσViσ)δPi=0


mit neuen Lagrange- Multiplikatoren ξ,ξσ


1+ξ=Ξi(lnPilnPi0Ξ+ξσViσ)δPi=0Pi=Pi0exp(ΞξσViσ)


Mit


Pi0=exp(ΨλnMin)

 folgt:


K(P,P0)=iPilnPiPilnPi0+Pi0lnPi0Pi0lnPi0iPilnPi=I(P)iPi0lnPi0=I(P0)PilnPi0+Pi0lnPi0=i(PiPi0)lnPi0lnPi0=ΨλnMini(PiPi0)(ΨλnMin)=λn(i(PiMin)i(Pi0Min))i(PiMin)=Mni(Pi0Min)=Mn0


Da nun die Mittelwerte Mn,Mn0 nicht durch die Zusatzinfo geändert werden muss gelten:


K(P,P0)=I(P)I(P0)+λn(i(PiMin)i(Pi0Min))=I(P)I(P0)+λn(MnMn0)keineA¨nderungλn(MnMn0)=0Mn=Mn0


da diese Mittelwerte nicht durch die Zusatzinfo geändert werden !


K(P,P0)=I(P)I(P0)+λn(i(PiMin)i(Pi0Min))=I(P)I(P0)+λn(MnMn0)=I(P)I(P0)


Das heißt: Der Informationsgewinn entspricht gerade der Änderung der Shannon- Info !

Siehe auch

  1. ST7,5.4.13