Paritätsverletzung beim beta-Zerfall: Difference between revisions

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{{FB|Paritätstransformation}} P: <math>\vec r \to -\vec r</math>
*polare Vektoren "Richtung":
**lin. Impuls <math>p=m\dot r \to - p</math>
**el Feld <math>E= -c \dot A \to -E</math>
*axiale Vektoren "Drehsinn"
**Bahndrehimpuls <math>L= r \times p \to +L</math>
**magn. Feld <math> B = rot A \to + B</math>
**Spin <math>\sigma \to + \sigma</math>
{{FB|Skalarprodukte}}:
*Skalar
(pol. V , pol. V) --> + ( , )
(ax. V  , ax. V ) --> + ( , )
*Pseudoskalar
(pol. V , ax. V ) --> - ( , )
Bei {{FB|Paritätserhaltung}} (starke WW, elektromagn. WW) müssen die exp.
Ergebnisse nach der {{FB|Paritätsoperation}} die gleichen sein und somit
pseudoskalare Größen identisch verschwinden. Falls pseudoskalare
Größen <math>\neq</math> 0 --> Parität verletzt.
Pseudoskalare aus den Meßgrößen des ß-Zerfalls:
<math>p_e, \sigma_e, p_\nu, \sigma_nu, I_\text{Kern}</math>
;<math>(p_e \cdot I)</math>: Winkel verteilung von Elektronen gegenüber ausgerichteten Kernen
;<math>(p_e \cdot \sigma_e), (p_\nu \cdot \sigma_\nu)</math>: longitudinale Polarisation ({{FB|Helizität}}) der Elektronen bzw. Neutrinos
==Wu-Experiment==
Erstes Experiment zur Paritätsverletzung: Winkelverteilung der Elektronen gegenüber ausgerichteten <sup>60</sup>Co-Kernen <ref>Wu et al., Phys.
Rev. 105, 1413 (1957)</ref>(theoretischer Anstoß von Lee und Young aus dem Zwei- bzw. Drei-Pionenzerfall der Kaonen)
[[Datei:15.1.beta.zerfall.aequivalenz.png|miniatur|hochkant=3|zentriert|Intensitätsmessung der emittierten Elektronen mit festem Impuls p<sub>e</sub>
bei 1 und 2 äquivalent Kernspinumkehr und Messung bei 1. {{AnMS|Spin kann mit Magnetfeld umgedreht werden ohne die Appertaur drehen zu müssen}}]]
Exp. Schwierigkeit: Kernspinausrichtung
Ausrichtende Wirkung <math>(\mu_I B) \approx \mu_K B, \mu_K = 5\times10^{-27} J/T</math>
Dagegen wirkt die thermische Energie kT, <math>k = 1,4 \times 10^{-23} J/T</math>
z. B. <math>I = \tfrac{1}{2}, \tfrac12</math>
[[Datei:15.2.kernspinl.vs.termische.energie.png|miniatur|hochkant=3|zentriert|Magnetfeld B, Festkörper mit Temperatur T]]
Bedingung für (teilweise) Ausrichtung
<math>{{\mu }_{K}}B\gtrsim kT</math>
Experimentell erreichbar bei
:<math>B \approx 10 - 100 T</math> durch innere Magnetfelder paramagnetischer Ionen
:<math>T \approx 10^{-2} K</math> durch adiabatische Demagnetisierung.
[[Datei:15.3.experiment.paritaetsverletzug.png|miniatur|hochkant=3|zentriert|Wu-Experiment]]
# Probe mit flüssigem He abkühlen,
# horizontales Magnetfeld <math>B \approx 1</math> T anlegen und
# Orientierungswärme durch He-Sieden abführen. Danach
# He abpumpen und B langsam abschalten.
'''Adiabatische Demagnetisierung''' ergibt Abkühlung auf ca. <math>10^-2</math> K.
Kleines vertikales Magnetfeld mit <math>B \approx 10^{-2}</math> T reicht zur Ausrichtung der Co-Hülle (wegen anisotropem g-Faktor bewirkt das Ausrichtungsfeld nur eine sehr kleine Erwärmung),diese wirkt mit <math>B \approx 10 - 100</math> T auf ihren Kern und richtet ihn aus.
--> ß zählen und das gleiche mit umgepoltem vertikalem Ausrichtungsfeld wiederholen.
Wegen der Erwärmung der Probe hatte man ca. 10 Min. Zeit. Die zeitliche Abhängigkeit der Ausrichtung durch die Erwärmung wurde durch die 0° - 90° Asymmetrie der 1,13 MeV bzw. 1,33 MeV <math>\gamma</math> in den <math>\gamma</math>-Zählern gemessen.
Ergebnis: Es wurden mehr ß entgegengesetzt zur Richtung des Kernspins
I als in Richtung von I emittiert. (Unterschied zur Isotropie
ca. 30%). Das bedeutet, daß die Elektronenspins bevorzugt antiparallel
zur Flugrichtung stehen.
[[Datei:15.4.schema.beta.richtung.png|miniatur|hochkant=3|zentriert|Kernspin vor und nach dem Zerfall]]
==Helizitätsmessung==
Weitere Experimente zur Paritätsverletzung:
Messung der Longitudinalpolarisation (Helizität) der Neutrinos bzw. der Elektronen.
Neutrinohelizität ~ Goldhaber et al., Phys. Rev. 109, 1015 (1958)
[[Datei:15.5.elektroneneinfang.png|miniatur|hochkant=3|zentriert]]
Es interessiert der K-Einfang des angeregten <math>0^-</math>-Niveaus von <sup>152</sup>Eu
in das angeregte <math>1^-</math>-Niveau des <sup>152<sup>Sm und danach der <math>\gamma</math>-Übergang
(0,961 MeV) in das Grundzustandsniveau <math>0^+</math>.
<math>{{e}_{K}}\left( 1/2 \right){{+}^{152}}Eu\left( 0 \right){{\to }^{152}}Sm\left( 1 \right)+\nu \left( 1/2 \right)</math>
Wegen Impulserhaltung sind die Flugrichtungen des Rückstoßkerns
<math>^{152}</math>Sm (1) und des Neutrinos entgegengesetzt. Wegen Drehimpulserhaltung
sind die Spins der beiden entgegengesetzt. Also hat der Rückstoßkern
die gleiche Helizität wie das emittierte Neutrino. Bei
dem schnellen <math>\gamma</math>-Zerfall<math> ^{152}Sm (1) ~\to {}^{152}Sm(0) + \gamma (1)</math> wird die Drehimpulsrichtung unverändert an das <math>\gamma</math> weitergegeben, d.h. diejenigen <math>\gamma</math>, die in gleicher Richtung wie der Rückstoßkern <math>^{152}</math>Sm (1) emittiert werden, haben die gleiche Helizität wie das Neutrino.
Diese <math>\gamma</math> können dadurch nachgewiesen werden, daß nur sie '''resonant'''
in einem Sm-Absorber absorbiert werden können, da bei ihnen die
üblicherweise fehlende Rückstoßenergie gerade kompensiert wird, da
zufälligerweise die Energie <math> E_\nu = 0,9</math> MeV vom K-Einfang mit der
Energie <math>E_\gamma</math> = 0,961 MeV in etwa übereinstimmt. Die Helizität dieser
resonant absorbierbaren  <math>\gamma</math> wird durch Compton-Streuung an polarisiertem
Eisen gemessen.
Ergebnis: Die  <math>\gamma</math> sind '''linkszirkular''' polarisiert und damit die
Helizität des Neutrinos negativ.
Ein ähnliches Ergebnis erhält man bei der Helizitätsmessung der
Elektronen, deren Longitudinalpolarisation zunächst durch eine
Bahnablenkung in eine Transversalpolarisation verwandelt wird
(unrelat. 90° Ablenkung, relat. mehr wegen Spin-Bahn-Kopplung)
dann mit der spinabhängigen Mott-Streuung gemessen wird.
Ergebnis:
:<math>\mathcal H = \frac{\vec p \vec \sigma}{|\vec p| |\vec \sigma |}= - \beta</math> für Elektronen und
:<math>\mathcal H = \frac{\vec p \vec \sigma}{|\vec p| |\vec \sigma |}= + \beta</math> für Positronen und
[[Datei:15.6.Helizitaetsmessung.png|miniatur|hochkant=3|zentriert]]
Zusammengefaßt: Beim ß-Zerfall werden die Teilchen
:<math>(e^-, \nu)</math> linkshändig, die Antiteilchen
:<math>(e^+, \tilde\gamma)</math> rechtshändig emittiert.
==Einzelnachweise==
<references />
==Ergänzende Informationen==
[[File:Goldhaber_experiment_aufbau.jpg|thumb]]
===Prüfungsfragen===
* Besonderheit beim ß Zerfall?
Paritätsverletzung -> postuliert von Lee+Yang -> Exp. von Wu erklärt; experimentelle
Probleme: notwendige Ausrichtung der K.Spins; Magnetfeld + tiefe Temperatur->
adiabatische Entrnagneti sierung im He-Kryostat
* Übergangsraten aus [[Fermis Goldener Regel]] ("grobe" Herleitung)
** Fermi- und GT-Übergänge
** Womit muß man den Zerfall des freien Neutrons beschreiben? -> Fermi und GT

Latest revision as of 10:38, 29 August 2011

{{#ask: |format=embedded |Kategorie:Kern- und StrahlungsphysikKapitel::15Abschnitt::!0Urheber::Prof. Dr. P. Zimmermann |order=ASC |sort=Abschnitt |offset=0 |limit=20 }} {{#set:Urheber=Prof. Dr. P. Zimmermann|Inhaltstyp=Script|Kapitel=15|Abschnitt=0}} Kategorie:Kern- und Strahlungsphysik __SHOWFACTBOX__


Paritätstransformation{{#set:Fachbegriff=Paritätstransformation|Index=Paritätstransformation}} P: rr


Skalarprodukte{{#set:Fachbegriff=Skalarprodukte|Index=Skalarprodukte}}:

  • Skalar
(pol. V , pol. V) --> + ( , ) 
(ax. V  , ax. V ) --> + ( , )
  • Pseudoskalar
(pol. V , ax. V ) --> - ( , )

Bei Paritätserhaltung{{#set:Fachbegriff=Paritätserhaltung|Index=Paritätserhaltung}} (starke WW, elektromagn. WW) müssen die exp. Ergebnisse nach der Paritätsoperation{{#set:Fachbegriff=Paritätsoperation|Index=Paritätsoperation}} die gleichen sein und somit pseudoskalare Größen identisch verschwinden. Falls pseudoskalare Größen 0 --> Parität verletzt.

Pseudoskalare aus den Meßgrößen des ß-Zerfalls:

pe,σe,pν,σnu,IKern

(peI)
Winkel verteilung von Elektronen gegenüber ausgerichteten Kernen
(peσe),(pνσν)
longitudinale Polarisation (Helizität{{#set:Fachbegriff=Helizität|Index=Helizität}}) der Elektronen bzw. Neutrinos

Wu-Experiment[edit | edit source]

Erstes Experiment zur Paritätsverletzung: Winkelverteilung der Elektronen gegenüber ausgerichteten 60Co-Kernen [1](theoretischer Anstoß von Lee und Young aus dem Zwei- bzw. Drei-Pionenzerfall der Kaonen)

[[Datei:15.1.beta.zerfall.aequivalenz.png|miniatur|hochkant=3|zentriert|Intensitätsmessung der emittierten Elektronen mit festem Impuls pe bei 1 und 2 äquivalent Kernspinumkehr und Messung bei 1.

ANMERKUNG Schubotz: Spin kann mit Magnetfeld umgedreht werden ohne die Appertaur drehen zu müssen

]]

Exp. Schwierigkeit: Kernspinausrichtung

Ausrichtende Wirkung (μIB)μKB,μK=5×1027J/T

Dagegen wirkt die thermische Energie kT, k=1,4×1023J/T

z. B. I=12,12


miniatur|hochkant=3|zentriert|Magnetfeld B, Festkörper mit Temperatur T


Bedingung für (teilweise) Ausrichtung μKBkT

Experimentell erreichbar bei

B10100T durch innere Magnetfelder paramagnetischer Ionen
T102K durch adiabatische Demagnetisierung.

miniatur|hochkant=3|zentriert|Wu-Experiment

  1. Probe mit flüssigem He abkühlen,
  2. horizontales Magnetfeld B1 T anlegen und
  3. Orientierungswärme durch He-Sieden abführen. Danach
  4. He abpumpen und B langsam abschalten.

Adiabatische Demagnetisierung ergibt Abkühlung auf ca. 102 K. Kleines vertikales Magnetfeld mit B102 T reicht zur Ausrichtung der Co-Hülle (wegen anisotropem g-Faktor bewirkt das Ausrichtungsfeld nur eine sehr kleine Erwärmung),diese wirkt mit B10100 T auf ihren Kern und richtet ihn aus.

--> ß zählen und das gleiche mit umgepoltem vertikalem Ausrichtungsfeld wiederholen.

Wegen der Erwärmung der Probe hatte man ca. 10 Min. Zeit. Die zeitliche Abhängigkeit der Ausrichtung durch die Erwärmung wurde durch die 0° - 90° Asymmetrie der 1,13 MeV bzw. 1,33 MeV γ in den γ-Zählern gemessen.

Ergebnis: Es wurden mehr ß entgegengesetzt zur Richtung des Kernspins I als in Richtung von I emittiert. (Unterschied zur Isotropie ca. 30%). Das bedeutet, daß die Elektronenspins bevorzugt antiparallel zur Flugrichtung stehen.


miniatur|hochkant=3|zentriert|Kernspin vor und nach dem Zerfall

Helizitätsmessung[edit | edit source]

Weitere Experimente zur Paritätsverletzung: Messung der Longitudinalpolarisation (Helizität) der Neutrinos bzw. der Elektronen.

Neutrinohelizität ~ Goldhaber et al., Phys. Rev. 109, 1015 (1958)


miniatur|hochkant=3|zentriert

Es interessiert der K-Einfang des angeregten 0-Niveaus von 152Eu in das angeregte 1-Niveau des 152Sm und danach der γ-Übergang (0,961 MeV) in das Grundzustandsniveau 0+.

eK(1/2)+152Eu(0)152Sm(1)+ν(1/2)

Wegen Impulserhaltung sind die Flugrichtungen des Rückstoßkerns 152Sm (1) und des Neutrinos entgegengesetzt. Wegen Drehimpulserhaltung sind die Spins der beiden entgegengesetzt. Also hat der Rückstoßkern die gleiche Helizität wie das emittierte Neutrino. Bei dem schnellen γ-Zerfall 152Sm(1)152Sm(0)+γ(1) wird die Drehimpulsrichtung unverändert an das γ weitergegeben, d.h. diejenigen γ, die in gleicher Richtung wie der Rückstoßkern 152Sm (1) emittiert werden, haben die gleiche Helizität wie das Neutrino.


Diese γ können dadurch nachgewiesen werden, daß nur sie resonant in einem Sm-Absorber absorbiert werden können, da bei ihnen die üblicherweise fehlende Rückstoßenergie gerade kompensiert wird, da zufälligerweise die Energie Eν=0,9 MeV vom K-Einfang mit der Energie Eγ = 0,961 MeV in etwa übereinstimmt. Die Helizität dieser resonant absorbierbaren γ wird durch Compton-Streuung an polarisiertem Eisen gemessen.

Ergebnis: Die γ sind linkszirkular polarisiert und damit die Helizität des Neutrinos negativ.

Ein ähnliches Ergebnis erhält man bei der Helizitätsmessung der Elektronen, deren Longitudinalpolarisation zunächst durch eine Bahnablenkung in eine Transversalpolarisation verwandelt wird (unrelat. 90° Ablenkung, relat. mehr wegen Spin-Bahn-Kopplung) dann mit der spinabhängigen Mott-Streuung gemessen wird.

Ergebnis:

=pσ|p||σ|=β für Elektronen und
=pσ|p||σ|=+β für Positronen und

miniatur|hochkant=3|zentriert

Zusammengefaßt: Beim ß-Zerfall werden die Teilchen

(e,ν) linkshändig, die Antiteilchen
(e+,γ~) rechtshändig emittiert.

Einzelnachweise[edit | edit source]

  1. Wu et al., Phys. Rev. 105, 1413 (1957)

Ergänzende Informationen[edit | edit source]

Prüfungsfragen[edit | edit source]

  • Besonderheit beim ß Zerfall?

Paritätsverletzung -> postuliert von Lee+Yang -> Exp. von Wu erklärt; experimentelle Probleme: notwendige Ausrichtung der K.Spins; Magnetfeld + tiefe Temperatur-> adiabatische Entrnagneti sierung im He-Kryostat

  • Übergangsraten aus Fermis Goldener Regel ("grobe" Herleitung)
    • Fermi- und GT-Übergänge
    • Womit muß man den Zerfall des freien Neutrons beschreiben? -> Fermi und GT